Große Feier zum 100-jährigen Bestehen

img_0118Rund 600 Gäste kommen zum Festakt des Grimmelshausen-Gymnasiums in die Stadthalle – Kultusministerin zu Gast

GELNHAUSEN (rdn). Mit einer großen akademischen Feier beging das größte hessische Gymnasium, das Grimmelshausen-Gymnasium in Gelnhausen, seinen 100. Geburtstag in der Stadthalle. Unter den rund 600 Gästen aus Kreis-, Landes- und Bundespolitik, Schule und Wirtschaft war auch die neue hessische Kultusministerin, Dorothea Henzler. Schulleiter Friedrich Bell erinnerte in seiner Begrüßung an die Gründungszeit des „Grimmels“ vor 100 Jahren. Die Idee zur Gründung habe sich damals an der Lehre des Schulreformers Wilhelm Freiherr von Humboldt (1767-1835) orientiert, mit dem Ziel, „den ganzen Menschen zu bilden“.
Kultusministerin Dorothea Henzler erzählte von der Zeit, als sie als Landtagsabgeordnete im Gelnhäuser Gymnasium zu Besuch war. Sie sprach sich dafür aus, dass die Schule heute neben der Wissensvermittlung auch Erziehungsaufgaben übernehmen sollte und lobte die Einrichtung, die hierbei auf 100 Jahre erfolgreiche Arbeit zurückblicken könne.
„Grimmelshausen hätte sich sehr gefreut, wenn er gewusst hätte, dass in seiner durch den großen Krieg zerstörten Geburtsstadt einmal das größte Gymnasium Hessens stehen würde.“Eberhard Luft, staatliches SchulamtSchuldezernent Günter Frenz ging auf die großen Schulen des Kreises ein, die unter seiner politischen Verantwortung stehen. Der Kreis unterhalte derzeit 102 Schulen, in die in den letzten Jahren 170 Millionen Euro in Baumaßnahmen investiert worden seien. Als Schulträger habe der Kreis die Aufgabe, den Einrichtungen „den nötigen Rahmen zu geben“. 100 Jahre „Grimmels“ seien ein Beweis dafür, dass diese Aufgabe bisher erfüllt worden sei. „Über 7000 Schüler haben die Schule seit ihrer Gründung mit dem Abitur verlassen und so eine Position im Leben gefunden“, so Frenz. Er versprach, diese Förderung weiter zu führen und wünschte dem Gymnasium alles Gute.
Der Leiter des staatlichen Schulamtes, Eberhard Luft, zog einen Vergleich zwischen den staatlichen und den privaten Schulanbietern. Sein Fazit: „Staatliche Schulen sind unabdingbar.“ Zur Situation der staatlichen Gymnasien meinte er, dass hier ein Umschwung stattfinde: von einer elitären Bildungsanstalt zu einem guten Bildungsangebot für alle Bevölkerungsschichten. Der Main-Kinzig-Kreis und das „Grimmels“ seien hier auf einem guten Weg. Luft: „Grimmelshausen hätte sich sehr gefreut, wenn er gewusst hätte, dass in seiner durch den großen Krieg zerstörten Geburtsstadt einmal das größte Gymnasium Hessens stehen würde.“
Bürgermeister Thorsten Stolz hob das gute Verhältnis zwischen der Stadt und dem Gymnasium hervor und sicherte der Einrichtung auch die weitere Unterstützung der Stadt zu. Für die Partnerschulen überbrachte der Schulleiter des Osuchowski Gymnasiums in Cieszun/Polen, Janusz Lukomski-Prajzner, die Grüße der Partnerschulen und überreichte Schulleiter Bell eine Sanduhr aus seiner Heimatstadt.
Die Festrede hielt Dr. Wolfram Weimer, Chefredakteur des Berliner Magazins für politische Kultur „Cicero“. In einem humorvollen Rückblick ließ er seine Erfahrungen in der Bundeshauptstadt und der Medienwelt durchblicken. Die Bundesrepublik sei zu einer Medienrepublik verkommen, in der das Parlament, das Herz der Demokratie, sich immer mehr dem medialen Auftritt der Fernsehanstalten ergeben würde. Es handele sich um ein „mediales Spiel“ um die Macht, das sich durch die ganze Politik in Europa zöge.
„Ich blicke voller Stolz auf diese Schule und den Unterricht zurück, an dem ich mehrere Jahre teilnehmen konnte.“Dr. Wolfram Weimer, „Cicero“Als aktuelle Beispiele nannte der Chefredakteur die Präsidenten von Italien und Frankreich, Silvio Berlusconi und Nicolas Sarkozy, die die Medienlandschaft „glänzend“ bedienten. Weimer forderte „Freiheit für – aber auch vor – den Medien“ und wünschte sich, dass die Berufswünsche der Jugendlichen nicht mehr Fernsehmoderator, Superstar oder Model lauteten, sondern Naturwissenschaftler und Ingenieur. Er glaube an die Idee des „Grimmels“, die eine Verantwortung für eine umfassende Bildung aufzeige und schloss mit den Worten: „Ich blicke voller Stolz auf diese Schule und den Unterricht zurück, an dem ich mehrere Jahre teilnehmen konnte.“
Rüdiger Maack, Redakteur beim WDR, las einige Passagen aus Grimmelshausens „Simplicissimus“ und der Vorsitzende des Festausschuss, Ingo Evers, erinnerte mit Ausschnitten aus der 240-seitigen Festschrift an die vergangenen 100 Jahre.
Schulleiter Bell bedankte sich abschließend bei den Besuchern, den Kollegen, der Trampolingruppe und den einzelnen Musikgruppen, die die Feier umrahmten. Bei einem Imbiss klang die Jubiläumsfeier gesellig aus.

(„Gelnhäuser Tageblatt“, 27.4.2009)

Programm der Feier