Theorie mit handfesten Ergebnissen

AUSZEICHNUNG Wie sich das Grimmelshausen Gymnasium als ausgezeichnete „Umweltschule“ im Bereich Wissensvermittlung weiter entwickeln will

Das BienenvolkGELNHAUSEN (hei). Seit Anfang Oktober darf sich das Grimmelshausen Gymnasium „Umweltschule 2014“ nennen (das GT berichtete). Dieses Siegel war allerdings nicht der Auslöser dafür, dass sich die Schule in diesem Bereich einsetzt, die Auszeichnung durch die Hessischen Ministerien für Umwelt und Kultur ist vielmehr eine Anerkennung und Auszeichnung für das bislang Geleistete. „Als Pädagoge habe ich festgestellt, dass wir im klassischen Bildungsbereich vollkommen verkopft agieren“, gab Oliver Sust einen Einblick in seine Motivation, alternative Wege zu gehen. Sust ist Chemiker, „aber vor allem Lehrer“, wie er betont. Und als solcher sieht er seinen Auftrag eben nicht nur in der Vermittlung von Wissens- und Lerninhalten, sondern auch deren Einbindung im alltäglichen Leben. Begriffe wie „Biodiversität“ werden am Beispiel einer Streuobstwiese mit ihrer Vielfalt an Tieren und Pflanzen nicht nur erklärt, sondern durch Exkursionen in solche Kulturlandschaften auch praktisch erfahren. Was ist im Apfel drin? Wo sind Gerbstoffe, Flavonoide und Tannine in der Natur zu finden und wie stellen sie sich dar? Wie gehen Erzeuger von Lebensmitteln damit um und wie beeinflussen all diese Dinge Mensch und Natur und damit unsere Umwelt? Fragen, die im Rahmen von Projekten beantwortet und von den Schülern vor allem erlebt werden sollen, verdeutlicht Sust. Dabei ist der Pädagoge nicht allein. Mit Benjamin Feiler, der federführend das Projekt „Schulimkerei“ leitet, (das GT berichtete mehrfach), Hans Niggemann mit der „Schulgarten AG“ und anderen hat sich eine Gruppe Gleichgesinnter zusammengetan, die in die gleiche Richtung arbeitet und ein gemeinsames Ziel hat. Neben der Schulimkerei und dem Schulgarten gibt es beispielsweise Projekte wie „Vom Baum in den Bembel“ (der Arbeitstitel ist einem gleichnamigen Buchtitel von Jörg Stier entlehnt), „Plant for the Planet“, begleitet von Peter Malz, und nicht zu vergessen das Projekt Cafeteria und Lehrküche, geleitet von Ingrid Ström. Auch werden Gelder gesammelt für Bäume und Pflanzen, darunter beispielsweise eine Quitte, die bereits gepflanzt und ein Speierling, der noch kommen soll. „Entscheidend dabei ist für uns die Verbindung von theoretischen Inhalten hin zu praktischer Erfahrung in einem pädagogischen Konzept“, erklärt Sust. So sei es, was den Wettbewerb anbelange, nur eine Frage der Bündelung und Darstellung dessen gewesen, was in der Schule sowieso schon so vielfältig vorhanden sei, schilderten Feiler und Sust die Idee, alle großen und kleinen Projekte einer Jury vorzustellen und damit auch Wirkung in der Öffentlichkeit zu erzielen. Und diese Projekte sollen bleiben, ausgebaut und ergänzt werden. „Auch Fachgebiete wie Politikwissenschaft, Erdkunde und Physik können im Bereich Umwelt und Nachhaltigkeit gute Beiträge leisten“, spannen Sust und Feiler den Bogen und heben damit den fächerübergreifenden Charakter des Gesamtprojektes „Umweltbildung“ hervor. Nachhaltigkeit, ebenfalls ein wichtiger Faktor bei der Bewertung der Aktivitäten, hieße generell auch, die Projekte weiter in die Zukunft zu führen. Dafür gibt es „Zeitlinien“ mit einer entsprechenden Planung, die, je nach Fachbereich bis ins Jahr 2023 reichen. Weiter sollen die Projekte im schulischen Lehrplan fest verankert werden und auch Eingang in Leistungskurse im Bereich Biologie und Chemie finden. Selbstverständlich will man sich dann auch wieder in Wettbewerben dem Vergleich mit anderen Schulen stellen. Vorerst aber genießt man den diesjährigen Erfolg. Vielleicht mit einer kleinen Feier in der schuleigenen Cafeteria bei einem Glas selbst gemachtem Apfelwein oder Apfelsaft, selbst erzeugtem Honig und sonstigen Köstlichkeiten aus dem Schulgarten. Denn Bildung kann ja auch handfest sein.

Quelle: Gelnhäuser Tageblatt vom 23.10.2014