Von der Bankenkrise und Arbeitslosigkeit

Dr. Payandeh, Lars Hofmann, Prof. Dr. Michael HütherGelnhäuser Gymnasiasten diskutieren mit Fachleuten über das Thema „Wohin steuert die Wirtschaft“ – VHS-Veranstaltung

GELNHAUSEN (rdn). Zwei Veranstaltungen mit hochkarätigen Gesprächspartnern für Schülerinnen und Schüler der Kopernikusschule in Freigericht und des Grimmelshausen-Gymnasiums Gelnhausen (GGG) bilden den Auftakt des Volkshochschulangebots der Bildungspartner MainKinzig GmbH für das erste Halbjahr 2009. „Wohin steuert die Wirtschaft“, lautete gestern das Thema am GGG. 180 Oberstufenschülerinnen und -schüler fanden sich in der Aula ein, um mit zwei Fachleuten aus Industrie und Gewerkschaft zu diskutieren. Beide Schulprojekte sind Teil der Volkshochschularbeit, sagte Bildungsdezernent Günter Frenz.

Schüler
Die Schüler des Grimmelshausen-Gymnasiums hatten sich im Vorfeld der Veranstaltung intensiv im Unterricht auf diese Thematik vorbereitet. Prof. Dr. Michael Hüther, Direktor des Instituts der Deutschen Wirtschaft Köln und Honorarprofessor an der European Business School in Oestrich-Winkel, sowie Dr. Mehrdad Payandeh, Referatsleiter im Bereich Wirtschafts- und Steuerpolitik des DGB-Bundesvorstandes, beleuchteten die aktuelle Wirtschaftslage aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Moderiert wurde die Veranstaltung von Lars Hofmann vom Hessischen Rundfunk.
Unternehmens- und Gewerkschaftsmacht, Moral und Anstand, Mindestlohn, Globalisierung und nicht zuletzt die weltweite Finanzkrise sowie staatliche Eingriffe in den Markt: All das waren Inhalte der Diskussion, die in die Kernfrage mündeten: „Wie ist der Zustand unserer Wirtschaft?“.
Die Schüler interessierte, wie es zu der Finanzkrise kommen konnte. Hüther sagte, dass ein allgemeiner Vertrauensbruch bei amerikanischen Investmentbanken dazu geführt habe, da der finanzstarke Investmentbereich eingebrochen sei. Er begrüßte die von der Politik eingeleiteten Maßnahmen zur Bankenstützung: „Eine Vertrauensinjektion konnte nur noch von staatlicher Seite kommen, denn das System wäre sonst vollkommen zusammengebrochen.“
Eine weitere Frage der Schülerinnen und Schüler beschäftigte sich mit dem Thema, warum man eine Bank nicht einfach „in die Pleite laufen lassen könne“. Hier zeigte Hüther auf, dass es dann auch Banken treffen würde, die mit der aktuellen Krise nichts zu tun haben. Thematisiert wurden auch Firmen wie Opel und Rosenthal, die durch die Bankenkrise „ins Trudeln gekommen sind“ und nun durch staatliche Stützungsmaßnahmen gerettet werden sollen. Gerade Opel sei ein schwieriger Fall, da die amerikanische Muttergesellschaft ohne Opel-Europa kaum noch konkurrenzfähig sei.
Auch wollten die Schüler wissen, ob der Staat ein guter Unternehmer sei, wenn durch die geplanten Stützungsmaßnahmen staatliches Mitspracherecht möglich werde. Hüther antwortete: „Der Staat ist sicher kein geborener Unternehmer, aber ein guter Regelgeber, der strukturierend in die Unternehmen eingreifen kann.“
Dr. Mehrdad Payandeh vermutete, dass die derzeitige Krise ein Wachstumsverlust von 2,5 Prozent generiere und rund eine Millionen Arbeitsplätze kosten könne. Diese Prognose wollte Hüther nicht stehen lassen. Er setzte einen Verlust von zwei Prozent Wirtschaftswachstum und rund 500000 Arbeitsplätze dagegen.
Was sich in den Industrieländern auswirke, habe auch Auswirkungen auf die Entwicklungsländer. Darüber waren sich die beiden Diskutanten einig. Keinem Entwicklungsland werde es besser gehen, wenn es den Geberländern schlechter gehe.
Auch die Zukunft der Arbeitsplätze war gestern ein Thema, das die Schüler interessierte. Hier lautete der allgemeine Tenor, dass Bildung und lebenslanges Lernen der beste Schutz vor Arbeitslosigkeit seien.

(„GelnhäuserTageblatt 20.1.2009) (Bilder: Dieckmann)