Wenn es im Garten Eden kriselt…

Screenshot (24)KABARETT Benefizveranstaltung mit Jörg Höller im Caféhaus des Grimmelshausen-Gymnasiums

Das Zusammenleben von Mann und Frau scheint schwierig. Es gibt kaum einen Philosophen, Psychoanalytiker oder Literaten, der sich nicht an diesem Thema versucht hätte. Schlüssige Antworten oder gar Lösungen zu finden, gleicht dennoch einer Sisyphusarbeit. Das liegt vermutlich auch daran,
dass jeder, der eine Antwort oder Lösung sucht, selbst ein Teil des Problems ist. Denn die meisten von uns sind entweder männlich oder weiblich dominiert und damit von Geburt an voreingenommen, was diese Thematik anbelangt. Ein Paradefeld also für einen wie Jörg Höller. Der Rezitator, Kabarettist, Komödiant, Alleinunterhalter und Lehrer hat zusammen mit Sonja Legrand, Eva Raddick und Dennis Fritz im Caféhaus des Grimmelshausen- Gymnasiums am Freitagabend ein Programm präsentiert, das den Titel trug „Männer und Frauen passen doch zusammen – oder?“. „Witzig, satirisch, humorvoll und rabenschwarz“, so die Ankündigung, sollte der Abend werden und viele waren dieser Verlockung gefolgt. „Ich bin geplättet und fasziniert, dass so viele gekommen sind“, freute sich daher der Vorsitzende des Caféhaus Vereins, Klemens Großberger, bei seiner Begrüßung, zumal die Einnahmen dieses Charity-Abends dem Caféhaus zugute kamen. Eine musikalische Einleitung mit Gitarre, Geige und Gesang eröffnete die Vorstellung. „Männer und Frauen sind das nackte Grauen“, war zu hören und wies die Richtung für das Kommende. „Ich bin Jörg Höller und seit einigen Jahren ein Mann“, stellte sich die Hauptfigur des Abends vor. Er bezeichnete sich sogar als einen „hervorragenden Ehemann“ und belegte diese Feststellung mit: „Wenn meine Frau von der Arbeit nach Hause kommt, lasse ich sie in Ruhe, bis sie die Hausarbeit erledigt hat“. Die bis in die heutigen Tage problematische Beziehung von Mann und Frau habe bereits im Garten Eden begonnen ging Höller auf die Ursprünge zurück und erzählte die Schöpfungsgeschichte von Adam und Eva – einmal aus männlicher und einmal aus weiblicher Sicht. „Er wird nicht viel Verstand haben und dümmliche Dinge tun, wie beispielsweise einem Ball hinterherjagen“, war in der weiblichen Form der Schöpfung über Adams Qualitäten zu hören. „Du Herr sag mal, was ist eigentlich Migräne?“, in der männlichen Form, als der erste Versuch einer sexuellen Annäherung Adams an Eva gescheitert war. So ging es weiter. Susanne und Gerhard wurden vorgestellt, wie sie gemeinsam in einem Auto sitzend, unterschiedlichen Gedanken nachhängen. Susanne dachte über die Beziehung zu Gerhard nach, dieser über die notwendige Reparatur des Autos. Für das Zustandekommen einer Ehe seien immer zwei Personen notwendig, so der Rezitator: „Die Braut und ihre Mutter.“ Das Publikum war fasziniert und amüsiert. Die Zeit verging wie im Flug. Höllers famose Art des Vortrages fesselte und begeisterte. Mit unterschiedlicher Gestik, Mimik und Stimmlage schlüpfte er in verschiedene Rollen und ließ so die einzelnen Figuren lebendig werden – dazu die herrliche Interaktion mit dem musikalischen Trio Legrand, Raddick und Fritz. Die erste Pause gab die Muße, um sich in diesem Feuerwerk aus Pointen etwas zu sammeln. Ein verführerisches Büfett half dabei und schon ging es weiter, unter anderem mit dem Lied von der „Tochter eines Schönheitschirurgen“. In einer düsteren Ballade bediente sich Höller gar einer Axt. Zum Äußersten kam es glücklicherweise nicht. Dafür war dieser Abend einfach zu fröhlich und die Hiebe, die Höller in Richtung Mann und Frau austeilte, waren einigermaßen ausgewogen. Aber eben nur einigermaßen. Denn schließlich ist Höller auch „nur“ ein Mann.

Quelle: „GT“ 2.6.2015