Zweite Chance für Prüflinge und Aufgabenkommission

abitour-0051„Fehlstart“ der neuen Kultusministerin Henzler: Fehler in Mathe-Aufgaben berechtigen zu zweitem Termin – Panne Thema im Landtag

Christoph Risch WIESBADEN. Seit November haben sich zahlreiche Mathematiker in diversen Kommissionen inner- und außerhalb des Kultusministeriums mit den Aufgaben für die Abiturprüfung befasst. Dass diese Fehler enthielten, wurde erst bemerkt, als die Schüler schon in der Prüfung saßen. Für Dorothea Henzler ein schwieriger Auftritt: Erst seit wenigen Wochen im Amt der Kultusministerin, muss die FDP-Politikerin öffentlich geradestehen für eine Panne in ihrem Haus, die seit Freitag für Schlagzeilen sorgt. Mehrere Aufgaben für die schriftliche Abiturprüfung in Mathematik enthielten Fehler. Die Schüler wurden darüber erst nach Beginn der Prüfungen, zum Teil aber gar nicht informiert.
Henzler gab noch am Tag des Bekanntwerdens dieser Panne die Devise aus: „Kein Schüler soll dadurch einen Nachteil haben.“ Gestern nun teilte sie mit: „Wer von der Panne betroffen ist, kann die Prüfung wiederholen, wenn er es will.“ Termin dafür ist der 30. April, der ohnehin als Nachschreibetermin in Mathematik für die angesetzt ist, die am vergangenen Freitag fehlten. Wiederholen können alle, auch die, die durch die Fehler gar nicht beeinträchtigt waren, weil sie andere Aufgaben gewählt hatten. Fürs Abitur soll dann die bessere Note zählen.
Auch in Französisch: Fehler gab es auch schon in den vorangegangenen Abiturarbeiten dieses Jahres, und zwar in den Fächern Französisch, Informatik und Physik. „Kleinere Fehler“, so Henzler. Also wohl solche, die nicht zu einem falschen Ergebnis führten. Sie hätten, so die offizielle Darstellung, noch rechtzeitig korrigiert werden können.
Dass wiederholt und in diesem Jahr nicht zum ersten Mal Fehler erst während der Prüfung entdeckt werden, soll Konsequenzen in der Kultusverwaltung haben. Nicht personeller Art, denn sie könne sich „momentan ja nicht Einzelne herauspicken“, so Henzler. Aber organisatorischer Art. Die Ministerin will wissen, wie es passieren kann, dass trotz der „immer und immer wiederholten“ Überprüfungen der Aufgaben Fehler unentdeckt bleiben.
Angeblich rechneten die Mathematiker die Aufgaben auch selbst durch, ohne auf die Fehler zu stoßen. „Mein Verständnis dafür hält sich in Grenzen“, bekannte Henzler, die als ehemalige Bildungsexpertin der FDP-Landtagsfraktion das Geschäft kennt. Sie sage das aber „auch als Mutter, deren drei Kinder das Abitur hinter sich haben“.
Die politische Debatte um das Zustandekommen der Panne geht weiter, auch wenn das Ministerium durch das Angebot, die Arbeit zu wiederholen, den Schaden möglichst klein halten will. In einer Aktuellen Stunde des Landtags wollen die Grünen am kommenden Donnerstag von der Ministerin wissen, wie es zu den Fehlern kommen konnte. Es sei unverantwortlich, dass die Ministerin auch gestern noch nichts über die Ursachen sagen konnte, so der Grünen-Bildungsexperte Mathias Wagner.
„Tester testen“ Kritik kommt auch von den Lehrerverbänden. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft stellte die Frage: „Wer testet die Tester?“ Und der Philologenverband forderte, künftig sollten Unbeteiligte die Aufgaben kontrollieren, ehe sie an die Schulen verteilt werden.
(„Gelnhäuser Tageblatt“ 31.3.2009)

Bild: Grimmels bei der Mathematik-LK-Klausur