Der erste und der (wohl) letzte Doppeljahrgang

Reifeprüfungen am Grimmelshausen-Gymnasium Gelnhausen: Die ersten 130 der 256 Abiturienten erhalten ihre Zeugnisse

G e l n h a u s e n (jol). Gestern Abend wurde die erste Hälfte eines besonderen Abitur-Jahrgangs am Grimmelshausen-Gymnasium Gelnhausen verabschiedet. Zum ersten und wohl auch zum letzten Mal legten zwei Jahrgänge gemeinsam die allgemeine Hochschulreife ab. Rund 130 der insgesamt 256 Abitu rienten erhielten gestern durch ihre Tutoren ihre Abschlusszeugnisse. „Sie sind in den vergangenen zwei Jahren zu einer starken Gemeinschaft gewachsen“, wünschte Schulleiter Friedrich Bell dem Doppeljahrgang alles Gute für die Zukunft. Die Zahlen des Abiturjahr gangs 2014 am Grimmelshausen-Gymnasium sprechen für sich. 258 Schüler wurden zu den Prüfungen zugelassen, 256 erhalten ihre allgemeine Hochschulreife. „Der Schnitt von 2,36 liegt auf der gleichen Ebene wie in den vergangenen Jahren. Ein Viertel der Abiturienten hat eine eins vor dem Komma stehen“, brachte der Schulleiter den Gästen in der Stadthalle die Zahlen näher. Doch durch die Zusammenführung von G 8 und G 9 erwies sich der Jahrgang als etwas Besonderes, auch für die Lehrer. Eine außerordentliche Leistung hatte Studienleiterin Ruth Venus Koch zu vollbringen, die mit der gleichen Anzahl Lehrer den Doppeljahrgang stemmen musste. „Und das ist bis hin zu den mehr als 500 mündlichen Prüfungen bestens gelungen“, so Bell. Dem Jahrgang gab er mit auf den Weg, dass nicht nur die pure Note zähle, sondern auch die Gesellschaft, in der sich die Abgänger nun immer mehr integrieren würden. Für Bell selbst bedeutete die Verabschiedungsfeier, dass er den ersten Jahrgang, den er komplett als Schulleiter betreute, verabschieden durfte. „Es wird wohl auch der letzte Doppeljahrgang bleiben“, blickte der Schulleiter auf die Rückkehr zu G 9. Schüler fordern von Schule mehr Mut zur Selbstkritik „Es hat geklappt. Man sieht es an uns beiden“, deutete Büsra Tosun auf ihren Mitredner Adrian Hauptmeier. Die beiden Schüler vertraten, selbst aus unterschiedlichen Jahrgängen kommend, die gesamte Schar der Abiturienten. Sie lobten die große Leistung, die mit dem Doppeljahrgang erreicht wurde. Aus fast 300 Unbekannten entwickelten sich viele Freundschaften. „Man kann Fehler machen. Aber der Umgang damit war suboptimal“, kritisierte Hauptmeister den Fehler bei den Mathematik-Prüfungen, die das GGG bis in die RTL-Nachrichten brachte. Bei all dem vielen Positiven müsse man sich auch die Frage stellen, wieso so viele Schüler nach der Einführungsphase das GGG verlassen hätten. „Durch Selbstkritik könnte sehr viel Vertrauen wiederge wonnen werden.“ Einer, der für seine Mitschüler eintrat, war Schulsprecher Hendrik Pelzl. Über viele Jahre vertrat er in der Schülervertre tung gemeinsam mit Benjamin Schlosser, Sarah Holzmann und Philipp Just seine Mitschü ler mit großem Engagement. „Ich habe das getan, weil es mir Spaß gemacht hat“, bedankte sich Hendrik Pelzl für die gesamte Gruppe, die gemeinsam den Schulpreis für soziales Engagement erhielt. Neben den Jahrgangsbesten wurden Kanea Glöckner (Altphilologenverband), Lina Ruppel (Bistum Fulda) sowie Jan Kaufeld (Deutsche MathematikerVereinigung), Lara König, Carolin Riehl (Physikalische Gesellschaft) sowie Daniel Kalbert und Lena Falk-Walter (Gesellschaft Deutscher Chemiker) mit Sonderpreisen für vorbildliche Leistungen auf ihrem Fachgebiet geehrt. In seiner Tutorenrede brachte Michael Stubbig eine der Besonderheiten des Doppeljahrgangs auf den Punkt: „Bald war nicht mehr zu erkennen, ob es ein fleißiger G 8er oder ein reiferer G 9er war.“ Tutor Stubbig: „Macht es wie die Hummel“ Vielmehr habe man es geschafft, in der Besonderheit des Jahrgangs auch zu einer besonderen Gemeinschaft zusammenzufinden. „Mach es wie die Hummel“, gab er einen beeindruckenden Spruch zur Abiprüfung auf einem Bettlaken wieder. Gegen alle physikalischen Gesetze schafft es das Insekt trotzdem zu fliegen. „Sie haben es geschafft. Herzlichen Glückwunsch“, schloss Stubbig mit persönlichen Glückwünschen an die erste Hälfte des Doppeljahrgangs. Armin Ritter lobte das große Engagement aller Seiten, um den Schülern das Abitur zu ermöglichen. „Es ist ein gutes Standbein für eine gute Zukunft.“ Er wünschte viel Erfolg nicht nur im persönlichen Leben. „Wir verlassen uns auf jeden von Ihnen“, hoffte Ritter auch, dass die Abiturienten zu einer tragenden Säule der Gesellschaft werden. „Vielleicht werden Sie der nächste Joachim Löw, Joachim Gauck. Oder Joachim Kuhlenkampf. Wir könnten es gebrauchen.“ Melanie Bank machte Mut, der Schule in Form einer Mitgliedschaft im Verein der Ehemaligen und Freunde des GGG die Treue zu halten. Bevor die Zeugnisse und die vielen Lobesworte zwischen Schülern und Lehrern ausge tauscht wurden, zeigte eine eigens gebildete Band, was der Doppeljahrgang noch zu bieten hatte. Stolz nahmen alle ihr erstes großes Reifezeugnis mit nach Hause. „Ich denke, wir haben Ihnen das Rüstzeug mit gegeben, mit dem sie in der heutigen Zeit sehr gut beste hen können“, blickte Friedrich Bell zum Abschluss optimistisch in die Zukunft.

Quelle: „GNZ“ 25./26.Juni 2014