iPad-Klassen

Der Traum dauerte ein paar Jahre. Aber dann war es soweit!

Im September 2019 bekamen die Schüler*innen der 5.6 ihre iPads und damit wurden sie zu Pionieren der ersten Grimmels iPad-Klasse.
Ich schätze, für alle war es fast wie Weihnachten als die 30 Pakete mit den Tablets und dem Zubehör ausgepackt wurden.
Die Gesichter strahlten und die Freude, Anspannung und Neugier war jedem Gesicht anzusehen.
Drei Fragen beschäftigten mich fortan:

- Wie lange hält diese Freude, die Neugier und Anspannung an?
- Besitzt das iPad für den Unterricht, für das Lernen einen spürbaren Mehrwert?
- Finden sich ausreichend Kolleginnen und Kollegen, die sich für diese Art des “digitalen” Unterrichts interessieren?
Am Ende des 1. Halbjahres, im Januar 2020, konnte ich nach vielen Beobachtungen, einer großen Umfrage und Gesprächen mit allen beteiligten Schülerinnen, Kollegen/ Kolleginnen und Eltern zu einer ersten wichtigen Schlussfolgerung kommen: Die Freude, die Neugier und die Motivation, das iPad im Unterricht und zu Hause zum Lernen zu nutzen, hat auch nach einem halben Jahr kein bisschen nachgelassen. Ganz im Gegenteil! Schon nach etwa drei Monaten begannen erste Schülerinnen damit, mit Begeisterung eigene kleine Erklärvideos herzustellen. Dafür benutzten sie Apps (Anwendungsprogramme) wie Keynote (Präsentation), iMovie (Videobearbeitung) oder Garageband (Audiobearbeitung).
Ein Handbuch oder ein längeres Tutorial benötigte dabei niemand. Im Fach Englisch erklärten einige z.B. die Satzstellung, in Mathematik den Dreisatz und in Sport die Beinstellung beim Ballwurf (siehe Video “Die Beinstellung beim Ballwurf”).
Hierbei zeigt sich nicht nur, dass die Kinder den zu erklärenden Inhalt verstanden haben, sondern auch, dass immer wieder einzelne kognitive Kompetenzen weiterentwickelt werden. Diese Kompetenzbereiche beginnen bei der Erinnerung, dem Verstehen und der Anwendung und sie finden ihren Höhepunkt bei der Analyse, der Bewertung und dem Erschaffen von Neuem.
Wenn Sie sich solch ein Erklärvideo als Beispiel für das Lernen mit dem iPad anschauen, müssen Sie sich unbedingt vor Augen halten, dass es 9-10jährige Kinder sind, die sich damit hochmotiviert beschäftigt haben.
Das Resultat solch einer Lernleistung liefert uns auch eine deutliche Antwort auf die Frage nach dem Mehrwert des Tablets für das Lernen.
Ob wir eine ausreichende Anzahl von Kolleginnen und Kollegen finden würden, die an diesem Projekt Interesse zeigen, war in der Tat eine der zentralsten Fragen.

Das Unterrichten mit dem iPad bedeutet ja nicht nur die Beschäftigung mit der Hard- und Software, auch der Unterricht selbst unterscheidet sich teilweise in seiner didaktischen Vorbereitung und methodischen
Durchführung.
Im letzten Schuljahr ist die Zahl der interessierten Kolleginnen und Kollegen stetig gestiegen und hat sich seit Projektbeginn verdreifacht.
Schon gleich am Anfang hat sich ein außerordentlich engagiertes iPad-Team gebildet, das arbeitsteilig an dem Projekt arbeitet. Dazu gehören Frau Ruf und Herr Malz (Verwaltung), Herr Günther (IT Administration) und meine Person (Didaktik und Pädagogik).
In wöchentlich stattfindenden internen Fortbildungen (Best Practice) konnten sich alle Kolleginnen und Kollegen über die Arbeit mit dem iPad informieren und in die Thematik einarbeiten. Diese Fortbildungen sind ein wesentlicher Bestandteil des iPad-Konzepts, das vor Projektbeginn erstellt und in das Medienkonzept der Schule aufgenommen wurde.
Jede Lehrkraft, die in einer iPad-Klasse unterrichtet oder an den Fortbildungen teilnimmt, bekommt ein iPad als Leihgerät. Mitglieder des iPad-Teams versuchen auf entstehende Probleme umgehend zu reagieren, damit die Kolleginnen und Kollegen nie das Gefühl haben, sie werden mit der Hardware, der Software oder dem Konzept alleine gelassen.

Aufgrund vieler engagierter Kolleginnen und Kollegen und nach zahlreichen positiven Rückmeldungen von Seiten der Schüler*innen und Eltern haben wir es in diesem Schuljahr 2020/21 gewagt, drei weitere iPad-Klassen in der Jgst. 5 einzurichten.
Sollte es uns damit gelingen, den Projektstatus, den das iPad-Konzept zur Zeit noch besitzt, aufzuheben und in einen permanenten Profilstatus unserer Schule umzuwandeln, haben wir einen weiteren großen Schritt im neuen Zeitalter der Digitalisierung getan.
Ich danke allen, die sich daran beteiligen und unsere Schule unterstützen.
Jörg Höller, OStR
1) Übersetzung: “Alles, was es schon gibt, wenn du auf die Welt kommst, ist normal und üblich und gehört zum selbstverständlichen Funktionieren der Welt dazu. Alles, was zwischen deinem 15. und 35. Lebensjahr erfunden wird, ist neu, aufregend und revolutionär und kann dir vielleicht bei deiner beruflichen Karriere behilflich sein. Alles, was erfunden wird, nachdem du 35 bist, richtet sich gegen die natürliche Ordnung der Dinge.”