Der für Oktober 2020 geplante physische Ehrengastauftritt Kanadas auf der Frankfurter Buchmesse musste aufgrund der globalen Covid-19 Pandemie auf das kommende Jahr verlegt werden. Trotz dieser Verschiebung organisierten die Veranstalter eine digitale Ersatzmesse in einem umfangreichen Programm mit vielen BLB – Möglichkeiten (Kontaktoptionen) wie Matchmaking, Networking sowie weiteren Bildungsmöglichkeiten für mehr als zwanzig digitale Events. Ziel war es, Kanada auf diesem Weg zu präsentieren und einem breiten Publikum trotz Corona zugänglich zu machen.
Das literarische Motto der Buchmesse, ˮSingular Plurality – Singulier Pluriel“ ist Spiegel eines Landes, dessen Literatur und Kultur durch ein Neben- und Miteinander verschiedener Kulturen und Sprachen geprägt ist, das die Wurzeln einer pluralen, toleranten und offenen Gesellschaft bildet.
Es ist diese kanadische Gesellschaft deren Basis durch ein starkes Demokratiebewusstsein geprägt ist, sowie einem Recht auf Meinungsfreiheit.
So stehen neben Englisch und Französisch seit neuestem verschiedene indigene Sprachen im Fokus, deren literarischer Spiegel durch viele Autor*innen geprägt wird und die kanadische Literatur somit in den letzten vier Jahrzehnten aus einer literarischen Nische der englischsprachigen Literatur hervorgeholt haben. Die Liste der kanadischen Autor*innen ist nicht nur quantitativ sondern auch qualitativ stark angewachsen und hat mit Margaret Atwood oder Alice Munro zwei Ausnahmeautorinnen von Weltruf hervorgebracht.
Über Atwood sagten die Veranstalter der Buchmesse deshalb zurecht, dass sie ein nationales (kanadisches) Kulturgut sei.
Im Zuge der o.g. Umorientierung der Buchmesse wurde Dr. Dickert, Englischlehrer am GGG, von der kanadischen Botschaft in Berlin angeschrieben, um eine vom Cornelsen-Verlag herausgegebene Unterrichtseinheit über Atwoods Romane The Handmaid’s Tale (1986) und The Testaments (2019) zu halten und zu reflektieren.
Ziel war eine methodisch didaktische Umsetzung und kritische Analyse beider Werke die Atwood als Folgeromane versteht.
Herr Dickert realisierte das Projekt mit der Klasse 10.5. Die für eine 10. Klasse anspruchsvolle Unterrichtseinheit wurde von den Schülerinnen und Schülern äußerst diszipliniert umgesetzt. Besonders beeindruckend war dabei die inhaltliche und politische Aufarbeitung durch die gesamte Lerngruppe.
Das Gesamtprojekt passte somit auch in den durch Studiendirektor Malz am Grimmelshausen Gymnasium parallel durchgeführten “Politischen Herbstˮ, da Margaret Atwood ihre Werke auch als Spiegel aktueller politischer Entwicklungen versteht.
Anfang November erfolgte die Reflexion dieser Unterrichtssequenz in einem von der kanadischen Botschaft organisierten Webseminar mit dem Thema ˮReading Margaret Atwood: Cultural interpretation in the classroom“. Gesprächspartner waren hier eine Professorin der Universität Jena als Atwood Expertin, die Vertreterin eines Schulbuchverlages sowie Herr Dickert als schulischer Repräsentant.
Das am GGG umgesetzte Atwood Projekt konnte so in einem größeren Rahmen präsentiert, diskutiert, reflektiert und kritisch analysiert werden ,eine Plattform die für alle Beteiligten als Win Win Option angesehen wurde.
Herr Dickert bedankt sich deshalb mit seiner Lerngruppe ausdrücklich bei seinen Gesprächspartnerinnen sowie der kanadischen Botschaft in Berlin, die das Grimmelshausen-Gymnasium erneut als Schule für ein Projekt dieser Art ausgewählt hat. Sein besonderer Dank geht aber erneut an Herrn Professor Dr. Martin Kuester von der Philipps- Universität Marburg, der Projekte dieser Art immer unterstützt und so dazu beigetragen hat, dass der Lernort Gelnhausen in Bezug auf Kanada in der Schullandschaft Deutschlands mittlerweile eine Ausnahmestellung erreicht hat.