Mehrere Schülerinnen und Schüler des Grimmelshausen Gymnasium blicken beim Verlassen ihrer Cafeteria erstaunt auf eine Gruppe „älterer“ und „leicht ergrauter“ Personen. In deren Mitte steht ihr Schulleiter, Oberstudiendirektor Friedrich Bell. Er klärt seine SchülerInnen schnell auf, hier sind keine neuen Referendare vor Ort, sondern der Abitur-Jahrgang von 1966. Wir, die 18 Damen und Herren sind anlässlich unseres „Goldenen Abiturs“ an die Schule gekommen, um das Jubiläumstreffen mit einem nostalgischen Rückblick zu beginnen.
Als Basis für diese Rückschau dient Schulleiter Bell das Klassenbuch unserer damaligen Oberprima. Im Konferenzraum des Schulgebäudes D tauchen Namen von ehemaligen Lehrkörpern auf, wir erinnern uns an ihre Stärken und an machen Spitznamen. Unterrichtsinhalte wie Faust I und II, der Compton-Effekt, die 5. von Beethoven oder die Heimchenzucht werden wieder präsent. Aber auch Prüfungsängste oder Ärger über die eine oder andere Note, also den ganz normalen Schulalltag eben. Friedrich Bell wird ab und an unterbrochen. Wir melden uns mit Ergänzungen. Jemand beschreibt den Umzug in der Quinta von der Augustaschule am Obermarkt und den Räumlichkeiten „Im Steinborn“ hinunter in die Aue, ins Grüne. Helle Räume, helle Flure, Fachräume, Musiksaal, ein Filmraum, eine Sporthalle mit Geräten und Duschen und die Schulküche gab es jetzt. Und eine funktionierende Heizung, wird von einer Teilnehmerin ergänzt. Aber die Aula war das Pali und dort musste der scheidende Schulsprecher seinen Rechenschaftsbericht vor der Schulgemeinde ablegen wird als weitere Erinnerung nachgeschoben. Und die Mensa war eine offene Tür gegenüber dem Jungenklo und wurde von der Frau des Hausmeisters betrieben und zum mündlichen Abitur mussten die Jungs mit dunklem Anzug und silbergrauer Krawatte antreten und die Prüfung fand vor dem gesamten Lehrerkollegium statt …und…Es wird Zeit wieder in die Gegenwart zurück zu kehren. Oberstudiendirektor Bell stellt uns die Aufgaben eines Gymnasiums im Jahr 2016 vor, z.B. Kurssystem, Leistungsschwerpunktbildung, wieder G9, in der Mittelstufe ein sehr breites Angebot im Wahlpflichtbereich (z.B. eine Imkerei an der Schule), Schulkonferenz u.v.m. und er führt uns mit berechtigtem Stolz durch die Baulichkeiten des „Grimmels“. Wir sind sehr beeindruckt, aber wir fiebern dem Eintritt in unseren alten Klassenraum entgegen. Auf dem Weg dorthin treffen wir engagierte Physiklehrer (Organisatoren für „Schüler forschen“), wir schauen bei einem Informatiklehrer im Unterricht vorbei und wir erleben das Gefängnisformat des Treppenhauses. Endlich erreichen wir „unser“ Klassenzimmer. Auf den ersten Blick hat sich so viel nicht verändert. Die gute alte Tafel gibt es immer noch. Aber es fehlen die Wandschränke bemerkt eine Teilnehmerin, dort konnten wir bei den Faschingsveranstaltungen immer so schön kuscheln. Wir machen noch ein Foto und es wird Zeit für den Abschied. Unser herzlicher Dank gilt Herrn Bell, der sich viel Zeit für uns genommen hat und dem es gelungen ist, den Spagat zwischen 1966 und 2016 interessant und informativ zu gestalten. Im Jahre 2016 bauen am Grimmelshausen Gymnasium etwa 170 SchülerInnen ihr Abitur. Der Jahrgang 1966 bestand aus zwei Klassen, der Oberprima a (mathematisch-naturwissenschaftlicher Zweig) mit 15 SchülerInnen und der OIb (neusprachlicher Zweig) mit 11 SchülerInnen. Die Zeiten ändern sich. Allerdings nicht die Feiergewohnheiten des Jahrgangs 66. Bei einem guten Essen, diverser Getränke, sehr privaten Erinnerungen an die Schulzeit und Planungen für künftige Treffen klingt der Tag paradiesisch aus.
Werner Neidhardt