Am 26. November 2024 besuchten Schülerinnen und Schüler der Geschichts- und Powi Kurse Q 3 von Andrea Diallo und Stefan Schildknecht sowie die Projektgruppe „Facts not Fiction“, geleitet von Christine Bischoff, die Veranstaltung „Zeugnisse – Interviews mit Holocaust-Überlebenden“ in der deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt am Main.
An diesem Abend stellten Vertreter und Vertreterinnen der ZDF-Redaktion Zeitgeschichte und der Jewish Claims Conference eine Auswahl von Filmbeiträgen mit den Berichten von Überlebenden vor. Diese sind seit diesem Tag in der ZDF-Mediathek der Öffentlichkeit zugänglich.
Wie können wir uns an die Schicksale der Menschen erinnern, die in der NS-Diktatur verfolgt wurden, wenn die Zeitzeugen selbst nicht mehr leben? Der Leiter des Exil-Archives der Nationalbibliothek stellte dazu ein zukunftsweisendes Projekt vor. Die hochbetagten Überlebenden Inge Auerbacher und Kurt Maier waren dazu bereit, in fünf Drehtagen auf einen Fragenkatalog je 900 Antworten zu geben. In der Ausstellung des Archives ist es nun möglich, als Besucher und Besucherin den Überlebenden selbst Fragen zu stellen. Eine Spracherkennungssoftware übermittelt die Fragen an eine KI, welche die passende Video-Antwort aussucht. Somit kommt dies einem echten Interview ziemlich nah.
Eingeladen auf das Podium waren an diesem Abend auch fünf der vom ZDF interviewten Überlebenden des Holocausts, Eva Szepesi, Eva Umlauf, Herbert Rubinstein, Aviva Goldschmidt und Assia Gorban, welche den zahlreich anwesenden Schülerinnen und Schülern ihre Lebensgeschichten erzählten. Geschichten von Flucht, Gefangenschaft in Konzentrationslagern, dem Leben in Ghettos, Überleben in Bunkern und Gewalt im Alltag und der Kindheit. Sie alle waren noch Kinder, als sie den Schrecken des Nazi-Regimes zum Opfer fielen, viel jünger als das Publikum selbst. Sie berichteten von ihrem Leben nach dem Ende des Terrors, wie es möglich ist, weiterzuleben, wenn das eigene Leben so schrecklich begann. Wie es sich anfühlt, wenn auf dem eigenen Personalausweis der Geburtsort ,,Auschwitz’’ steht. Wie es sich anfühlt, wenn schöne Familientreffen von Trauer durchzogen sind. Trauer darüber, dass die Mehrheit der Familie die nationalsozialistische Brutalität nicht überlebte, dass man „mit so vielen Toten leben muss“, wie Eva Umlauf formuliert.
Wir Schülerinnen und Schüler durften den Überlebenden nicht nur zuhören, sondern konnten auch aktiv mit ihnen ins Gespräch gehen und ihnen Fragen stellen. Die Schülerin Lilly Pham vertrat hierbei das Grimmels und stellte unsere Fragen. Dadurch erlebten wir alle eine Art von Nähe zu den Überlebenden selbst, aber auch zu ihren Geschichten und den Schrecken unserer Vergangenheit, welche wir so vorher nicht kannten. Mit jemandem zu sprechen, der das erlebt hatte, was wir alle nur aus Dokumentationen und Geschichtsbüchern kannten, berührte uns zutiefst. Zumindest flossen unter uns einige Tränen.
Wir danken den Zeitzeugen dafür, dass sie ihre eigenen Erlebnisse nutzen, um aufzuklären und bei der Jugend etwas zu bewirken. Wir danken ihnen für ihre Offenheit, und wir danken den Veranstaltern, ohne die dieses einzigartige Event nicht möglich gewesen wäre.
Ein Mitschnitt der Veranstaltung, auf der auch wir Schülerinnen und Schüler des Grimmels zu sehen sind, wurde am 27.11. als „heute journal update“ gesendet:
„ZEUGNISSE“: Holocaust-Überlebende berichten – ZDFheute
Cornelia Ott (Q 3)