Am 14. Januar 2025 besuchten wir das Senckenberg-Institut für Wildtiergenetik in Gelnhausen. Nach einem informativen Vortrag von Dr. Carsten Nowak und einer Führung durch die Labore unter Leitung von Dr. Berardino Cocchiararo erhielten wir spannende Einblicke in die molekulargenetische Arbeit des Instituts.
Das Institut beschäftigt sich mit der Untersuchung von Tierbeständen, dem Artenschutz und der Erstellung von Stammbaumanalysen. Besonders im Fokus stehen größere Säugetiere wie Wölfe, Wildkatzen oder Luchse, die zunehmend nach Deutschland zurückkehren. Gründe dafür sind unter anderem strenge Naturschutzmaßnahmen und die Suche der Tiere nach neuen Lebensräumen. Das Institut arbeitet bundesländerübergreifend sowie international und untersucht jährlich rund 12.000 Proben, von denen mittlerweile 50 % Wölfen zugeordnet werden.
Die Arbeit des Instituts basiert auf einer DNA-Analyse, die mehrere Abschnitte umfasst:
– Probenentnahme: Kot, Haare, Urin oder Spuren an gerissenen Tieren werden mithilfe steriler Tupfer gesammelt.
– Analyseverfahren: Die DNA wird sequenziert und bei Bedarf durch mitochondriale DNA ergänzt. Anschließend erfolgt eine Mikrosatellitenanalyse zur Bestimmung von Geschlecht, Verwandtschaftsverhältnissen und Mutationen.
– Fortschritte in der Forschung: Neue Verfahren ermöglichen die Identifikation von Tierarten anhand von Umweltproben, zum Beispiel Wasseranalysen.
Während Wölfe sich über große Wanderwege schnell ausbreiten, bleiben Wildkatzen oft in regionalen Gebieten, da Barrieren wie Autobahnen ihre Verbreitung behindern. Dadurch unterscheiden sich Wildkatzenbestände genetisch stark je nach Region. Die Forschung zeigt außerdem, dass Hybride zwischen Wild- und Hauskatzen häufiger vorkommen als zwischen Wölfen und Hunden. Besonders bedroht sind Tiere wie der Bison, dessen geringe genetische Vielfalt auf Inzucht zurückzuführen ist.
Wir konnten zwei Labore besichtigen: eines für die DNA-Extraktion und eines für die PCR-Analyse. Beide arbeiten unter strengen Sicherheitsvorgaben, um Verunreinigungen zu vermeiden. In Zukunft sollen diese Labore mit Überdruck betrieben werden.
Seit 2017 besteht im Rahmen des Wildkatzenprojekts eine enge Zusammenarbeit zwischen dem Institut und unserer Schule. Darüber hinaus bietet das Senckenberg-Institut die Möglichkeit, ein Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) zu absolvieren – eine spannende Chance, in den Artenschutz einzutauchen und praktische Erfahrungen zu sammeln. Der Besuch bot uns faszinierende Einblicke in die genetische Forschung und die Bedeutung des Artenschutzes in Deutschland und Europa.
Felicitas Mölten-Keßler, Louisa Bös, beide Q1 Ger Bio LK