„Präventionstheater??“ „Aufklärung mit Brechstange und erhobenem Zeigefinger!“ So klingen in der Regel Reaktionen auf die Ankündigung zu einer Präventionsveranstaltung! Dementsprechend waren die Gesichter der Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 9 des Grimmels gespannt, denn keiner konnte sich vorstellen, was die Gruppen an den Vormittagen des 24.4 und 25.4. mit den Vorstellungen des Theaters RequiSIT erwarten würde.
Mit funkiger Musik als Warmup wurde das Eis schnell gebrochen und alle Zuschauenden direkt nach der Begrüßung sofort als aktive Mitspielende eingebunden. Und zum Erstaunen aller ging es dabei thematisch nicht um Drogen, Abhängigkeit oder Prävention. Ganz im Gegenteil: Diese Themen wurden sogar ganz ausdrücklich ausgeklammert. Dafür durften die Schülerinnen und Schüler den Spielenden z.B. Orte und Emotionen oder Aussagen zurufen, die dann als Grundlage der jeweiligen Improvisation aufgegriffen und umgesetzt wurden. So entstanden als Alltagssituationen z.B. Szenen wie „Im Cockpit“ oder „In der Küche“. In weiteren Szenen durften Schülerinnen und Schüler in Kleingruppen vor der Bühne durch spontane Einwürfe den Verlauf der Szene mitbestimmen und sogar auf der Bühne im Impro-Theater durch „Standbilder“ mitspielen („Kindergruppe im Keller“).
Aufgrund der ausgeprägten Körperarbeit und Wortkulisse der Schauspielenden gelang diese Aufführung ganz im Sinne des Improvisationstheaters ohne Requisiten und aufwändige Bühnendekoration. Besonders beeindruckend war die Flexibilität aller, sich in Sekundenschnelle jeweils auf Situations- und Emotionsänderungen einzustellen und diese überzeugend umsetzen zu können. Das abwechslungsreiche Spiel wurde vom Publikum mit viel Applaus belohnt.
Nach einer Pause trafen sich die Klassen jeweils mit einem der Schauspielenden. In einem geschützten Raum (ohne Lehrkräfte) und dem Versprechen auf Verschwiegenheit konnten die Schülerinnen und Schüler den Spielenden alle Fragen rund um das Thema Drogen und Süchte (z.B. stoffbezogen und nichtstoffbezogen) stellen.
Das Besondere am Theater RequiSIT ist, dass alle Spielenden selbst eine Suchtvergangenheit haben und deshalb als Experten mit ihrer Authentizität alle Schülerinnen und Schüler sehr stark berühren konnten. Dabei ging es nicht um Mitleid, sondern um die Glaubwürdigkeit der Spielenden.
O-Töne zum Impro-Theater und den Gesprächen:
„Ich hätte nicht gedacht, dass Improtheater so toll sein kann!“
„Das konnte man denen [den Spielenden] glauben, weil sie das selbst erlebt haben!“
„Irgendwie haben viele von uns, oft über Freunde und Angehörige, doch etwas mit Sucht zu tun, auch wenn man das erst mal nicht denkt!“
Kann Prävention also besser gelingen als auf diesem Weg? Nein!
Ermöglicht wurden die beiden Veranstaltungen, die in das Präventionskonzept des Grimmels eingebunden sind, durch die großzügige Unterstützung der R+V Versicherung (24.4.), der FRAPORT AG (25.4.) und der Fördervereine „Eltern fürs Grimmels e.V.“ und „Die Ehemaligen e.V“.
Dafür danken wir allen Sponsoren sehr herzlich!
Der erste Besuch von RequiSIT war ein voller Erfolg und das Grimmels hofft auf eine regelmäßige Weiterführung dieses gelungenen Konzepts.
Tine Heinrich
(Kulturschulbeauftragte)