„Fleißige Bienen und fleißige Schüler“
Als Benjamin Feiler nach dem Lehramtsstudium in den Fächern Biologie und Geografie in Mainz sowie der anschließenden Referendarszeit aus seiner rheinland-pfälzischen Heimat nach Gelnhausen zog, um hier seine erste Stelle als Studienrat am Grimmelshausen Gymnasium anzutreten, hatte er neben einer fundierten pädagogischen Ausbildung auch etwas ganz besonderes im Gepäck. Benjamin Feiler ist Imker und hat dieses faszinierende private Hobby bereits während seines Referendariats in die schulische Arbeit mit eingebracht.
Die positiven Erfahrungen, die er dabei gemacht hat, haben ihn bewogen, dieses auch am Grimmelshausen weiter zu führen. Er stieß dabei auf ein wohl gesinntes Umfeld in seinem neuen Wirkungskreis. Sowohl Schulleitung als auch Kollegen begrüßten die Idee und sagten positive Begleitung zu. So wird das Projekt in einer gemeinsamen Kooperation in die bereits bestehende Arbeitsgemeinschaft „Gartenbau AG“, welche unter Leitung von Hans Niggemann und Andreas Kohr steht, eingebaut, angrenzende Lernfelder wie beispielsweise im Bereich Chemie komplettieren das Netzwerk.
„Ich möchte die Kinder und Jugendlichen dafür sensibilisieren, wie wichtig die Biene für unser gesamtes ökologisches Umfeld ist“ beschreibt Feiler einen wichtigen Aspekt seiner Motivation. „Dabei geht es mir darum, Berührungsängste abzubauen. Die Schüler sollen die Möglichkeit haben, in praktischer Arbeit zu erfahren wie vielfältig und komplex die natürlichen Abläufe eines Bienenvolkes im Jahreskreis sind“ so Feiler weiter.
Bei der Vermittlung dieses Stoffes kann er nicht nur auf eigenes praktisches Tun zurückgreifen. Auch seine Examensarbeit war auf das Wesen der Bienen ausgerichtet. „Verhaltenspsychologische Untersuchungen zur Formen- und Mustererkennung der Honigbiene Apis mellifera“ war der Titel.
Zwei Bienenvölker stehen im Schulgarten schon bereit und trotzen mit regem Flugbetrieb den immer noch zu kalten und nassen Gegebenheiten in diesem Jahr. In der Projektwoche des Gymnasiums, welche Ende Juni stattfinden wird, wird die Imkerei in dem vielfältigen Programm enthalten sein, um Interessenten die Möglichkeit des „Schnupperns“ zu geben. Auch in den Gesundheitswochen Ende Mai werden erste Einblicke gegeben.
Ganz allein ist Feiler aber bereits jetzt schon nicht mehr. Eine gemischte Gruppe von fünf Mädchen und Jungen hat nach einer kürzlich durchgeführten Informationsveranstaltung bereits Interesse gezeigt und will bei den naturgemäß zu erledigenden laufenden Arbeiten an den Völkern mit dabei sein. Entsprechendes Arbeitsmaterial inklusive Schutzkleidung steht zur Verfügung versichert Feiler. Wenn alles läuft wie geplant, soll mit Beginn des nächsten Schuljahres im August eine Arbeitsgemeinschaft „Schulimkerei“ im Wahlunterricht angeboten und damit auch das Wahlangebot des Gymnasiums erweitert werden. „Eine Gruppe mit ca. zehn Schülern wäre eine ideale Größe“ formuliert Feiler seine Wunschvorstellung. Weitere Schritte, wie beispielsweise vertiefende Arbeit in der Oberstufe hat er in seinem Konzept, „dazu muss man aber erst den Start erfolgreich bewältigen“ gibt er sich pragmatisch.
Die Gruppe, die wie erhofft im August starten wird, wird die Bienen allerdings zunächst in die Winterruhe begleiten, denn das Bienenjahr geht in unseren Breiten um diese Zeit zu Ende. Aber auch dies ist eine spannende und äußerst lehrreiche Erfahrung. Außerdem gibt es auch dann eine Menge zu tun, wenn die Bienen nicht mehr fliegen. Die Herstellung von reinen Bienenwachskerzen ist beispielsweise eine klassische Winterarbeit. Aber soweit ist es noch nicht. „Die beiden Völker haben trotz widriger Wetterbedingungen bereits einen passablen Anteil an Honig eingebracht und im Honigraum ihrer Behausung gelagert“ verrät Feiler.
„Eine Reihe schöner Tage vorausgesetzt, wird sich dieser Vorrat noch erhöhen“ ist nicht nur seine Hoffnung, sondern auch die seiner Imkerkollegen im Kreis Gelnhausen. Dann heißt es in absehbarer Zeit, den ersten eigenen Honig am Grimmelshausen Gymnasium zu ernten. Das Kollegium ist bereits in Wartestellung und hat Bestellungen aufgegeben. Mit dem Erlös soll ein Teil der weiteren Arbeit des Bienenprojektes finanziert werden. Hoffen wir also auf sonnige Tage.
(„Gelnhäuser Tageblatt“ 24.5.2013)