Das GGG beim „El Premio San Clemente“ in Santiago de Compostela

(von Darja Karstens & Hannah Brune)

Vier Flüge, drei Tage in Spanien, zwei Wiedersehen mit Gastfamilien und das alles von spanischen Sponsoren ermöglicht. Dazu lässt man sich nicht zweimal bitten. Der Anlass dafür: Die 21. Ausgabe des „El Premio San Clemente“, in unserer Vorstellung eine eher kleine, beschauliche Veranstaltung mit drei Autoren im schulischen Rahmen. Der Preis gliedert sich in drei Teile. Es gibt eine Auszeichnung für das beste spanische, das beste galizische und das beste anderssprachige Buch. Die Juroren sind dabei ausschließlich Schüler und in diesem Jahr erstmalig auch wir vom Grimmelshausen Gymnasium Gelnhausen. Dafür haben wir uns im Spanisch Unterricht mit einer Auswahl an Büchern beschäftigt und dann für unseren Favoriten abgestimmt.

Die offizielle Preisverleihung fand in der IES Rosalía de Castro in Santiago de Compostela statt, zu der wir als Vertreter unserer Schule anreisten, zusammen mit Frau Grischkat und Frau Hartmann. Der Kurztrip war intensiver und anstrengender als gedacht. Mehrmals hieß es früh raus aus dem Bett, bis in die späten Abendstunden unterwegs sein und einige Stunden am Flughafen in Madrid totschlagen.

Doch auch die Anstrengungen eines langen Reisetages waren mit dem Wiedersehen unserer Gastfamilien und früheren Austauschpartnerinnen schnell vergessen. Am Morgen der Preisverleihung blieb uns dann etwas Zeit, uns vom spanischen Flair anstecken zu lassen und die Stadt Santiago touristisch als auch kulinarisch zu erkunden.

Am Mittag erwartete uns dann eine Pressekonferenz mit den teilnehmenden Schulen und Autoren, in der wir uns zum ersten Mal dem unglaublichen Ausmaß des Premio San Clemente bewusst wurden.

Anschließend folgten Diskussionsrunden, in denen wir Schüler mit den jeweiligen Autoren über ihre Bücher diskutieren und Fragen stellen konnten. Dabei stellten sich die Autoren überraschend ehrlich und offen allen Anmerkungen und antworteten ausführlich: „For a book you need a small amount of inspiration and a big amount of work“, Colm Tóibín, irischer Autor auf die Frage, wie man denn am besten ein Buch schreibe. Bereits hierbei entstand ein persönlicher Kontakt mit den Schriftstellern und ein positiver Eindruck.

Den Höhepunkt bildete dann die festliche Preisübergabe am Abend. Und spätestens dort erkannten wir, wie falsch unsere anfängliche Einschätzung des Premio San Clemente

gewesen ist. Es handelt sich um eine international besuchte Veranstaltung, Schüler und Lehrer aus Großbritannien, Frankreich, Portugal, Spanien und Deutschland stellten die Bücher vor und überreichten die Preise. Als wir dann an der Reihe waren, vor dem großen Auditorium den Preis für den spanischen Autor Javier Cercas („El Impostor“) zu übergeben, wurde uns vor Aufregung etwas mulmig zumute. Javier Cercas Buch beruht auf der wahren Geschichte des Enrique Marco, der über viele Jahre hinweg die Lebensgeschichte vortäuschte, mehrere Konzentrationslager der Nazis überlebt zu haben. Er gab Pressekonferenzen und erzählte der Öffentlichkeit seine Lüge, bis die Wahrheit ans Licht kam. Javier Cercas schrieb auf dieser Grundlage sein Buch, das schnell unser Interesse weckte und wir uns deshalb entschlossen, ihm unsere Stimme zu geben.

Abgerundet wurde der Abend durch ein 5-Gänge Menü im noblen Restaurant „Los Reyes Católicos“, das sich bis in den frühen Morgen zog. Das Besondere war, dass die Autoren mit den Schülern gemeinsam am Tisch saßen und wir so vor allem mit Javier Cercas ins

Gespräch kamen.  Er stellte neugierig Fragen über unsere persönlichen Interessen, Zukunftspläne, Reisen und hielt ein lebhaftes Gespräch am Laufen. Somit war auch die Angst vergessen, die spanische Sprache nicht zu verstehen (die sich zu unserem Nachteil leider sehr schnell sprechen lässt).

Außerdem lernten wir bei dieser Gelegenheit auch die anderen Schüler aus den verschiedenen Ländern kennen. Besonders eine Sitznachbarin aus England erwies sich als sehr gesprächig und sympathisch. Unter gleichaltrigen Mädchen findet man schnell Gemeinsamkeiten und Gesprächsthemen. Wir unterhielten uns der Bequemlichkeit halber allerdings lieber auf Englisch.

Der Abschied von unseren spanischen Freunden und Familien am nächsten Morgen fiel zwar schwer, wir versprachen aber, uns bald wieder zu besuchen.