Das Grimmels auf den Spuren seines Namensgebers

Johan Jakob von Grimmelshausen feiert in diesem Jahr seinen 400. Geburtstag. Anlass für das Grimmelshausen-Gymnasium, in vielfältiger Art und Weise zu denken. Neben einer Theateraufführung, einem Konzert sowie einem Schreibprojekt Anfang Juni stehen im Herbst  noch weitere Veranstaltungen wie eine Lesung an.

Ganz offiziell wurde dieser Anlass auch von der Grimmelshausen-Gesellschaft mehrfach gefeiert, auch durch die Jahrestagung in Oberkirch und Renchen vom 23. -25. Juni. Tagungsorte waren in Oberkirch der Ratssaal im Rathaus sowie der Bürgersaal im Rathaus in Renchen.

Die Thematik der Tagung lautete „Geschlechtermodelle bei Grimmelshausen und in der Literatur der Frühen Neuzeit“. Sie beinhaltete somit auch die aktuelle Problematik der Gender-Thematik und die Referenteninnen und Referenten hatten einen  nationalen wie internationalen Hintergrund. Eine Tatsache, die die historische sowie aktuelle Bedeutung Grimmelshausens mehr als unterstreicht.

Unsere Schule wurde durch den Präsidenten der Grimmelshausen-Gesellschaft, Prof. Dr. Peter Heßelmann (Westfälische Wilhelms -Universität Münster), explizit zu dieser Veranstaltung eingeladen, auch weil hier ein mehrjähriger Kontakt besteht.

Die Schulleitung bot Matthias Dickert die Möglichkeit, die Schule zu vertreten, was dieser sehr gerne annahm, auch weil er Prof. Dr. Heßelmann bereits persönlich kennt und ihn vor drei Jahren zu einem Vortrag nach Gelnhausen eingeladen hatte.

Die Eröffnung der Tagung erfolgte im Rathaus von Oberkirch durch den dortigen Bürgermeister, die beiden Organisatoren aus Heidelberg und Göttingen sowie durch Prof. Heßelmann. Dieser verwies u.a. explizit auf die Bedeutung des Kontaktes zu den drei Schulen in Deutschland, die den Namen des wichtigsten Dichters des deutschen Barock tragen. Er tat dies für unsere Schule mit den Worten: „Ich freue mich besonders über die Teilnahme eines Vertreters des Grimmelshausen-Gymnasiums Gelnhausen“.

Der erste Vortrag von Professor Kraft (Uni Würzburg) eröffnete mit der Thematik „Hilfe für labile Männerkörper? Zur magischen Praktik des `Festmachens` in den Simplicianischen Schriften Grimmelshausens“, eine Konferenz, die die Geschlechterthematik Grimmelshausens und der Literatur der Frühen Neuzeit vielfältig beleuchtete.

Am zweiten Tag besuchte Matthias Dickert das Grimmelshausen-Gymnasium in Offenburg, eines von vier Gymnasien der Stadt, und auch das kleinste. Mit rund 6oo Schülerinnen und Schülern ist es nicht einmal halb so groß wie unser Grimmels. Die Schule selbst liegt mitten in der Stadt und zeichnet sich durch viele Schwerpunkte wie das französische Abi Bac aus. Auch legt die Schule viel Wert auf die Auszeichnung als Schule ohne Rassismus und das Logo lautet (angelehnt an die weibliche Hauptfigur von Grimmelshausen) „Schule ohne Rassismus. Mit Courage.“ Hier überreichte er der dortigen Schulleiterin einen Brief ihrer Amtskollegin aus Gelnhausen, Tina Ruf, und vielleicht entwickelt sich ja ein Kontakt zwischen beiden Schulen. Wir können gespannt sein.

Nachmittags ging es nach Renchen zum dortigen Museum. Vor dem Simplicissimus-Haus gab es einen zufälligen Kontakt mit zwei Vertretern der dortigen Kommunalpolitik, die beide Gelnhausen sehr oft besucht hatten, zuletzt am Historischen Jubiläumsmarkt zur 850Jahrfeier Gelnhausens Anfang Juni. Es folgte eine spontane und exklusive Führung durch den ehemaligen Landrat und Bürgermeister der Stadt, Herrn Brodbeck, durch ein Gebäude der besonderen Extraklasse mit Originalausgaben der Werke Grimmelshausens, Zeichnungen, Radierungen und Skulpturen des Dichters. Alles in allem ein besonderer Ort für diesen Dichter aus Gelnhausen, über den Herr Brodbeck zurecht sagte, dass er sicherlich den Nobelpreis für Literatur bekommen hätte, wenn dieser schon im 17. Jahrhundert vergeben worden wäre.

Literarisch, politisch, philosophisch und religiös war Grimmelshausen so vielfältig unterwegs und innovativ wie kaum ein Dichter oder Schriftsteller seiner Zeit.

Matthias Dickert