Ein Rückblick von Vivian Rugowsky (8.2) und Paula Stoll (Q3.7)
Klimawandel betrifft alle
Im Biologieunterricht der Klasse 7.2 haben wir uns im 2. Halbjahr des Schuljahres 2018/19 intensiv mit Themen rund um den „Natur- und Artenschutz“ befasst. Auch die übrige Schulgemeinde beschäftigte sich ausführlicher mit den negativen Konsequenzen menschlichen Handelns auf die Umwelt als in früheren Jahren, vor allem auch hinsichtlich des uns alle betreffenden Klimawandels. Dies äußerte sich zum Beispiel in einer Aktion „Fridays for future“ am Freitag, 15.März, während dieser alle Schülerinnen und Schüler unserer Schule und andere Schulen europaweit Klimaschutzaktionen organisierten, um auf den Klimawandel und dem zum Teil verharmlosenden Umgang mit dem Phänomen aufmerksam zu machen. Durch den Klimawandel sind nicht nur wir Menschen betroffen, sondern auch Tiere und alle anderen Lebewesen. Aus diesem Grund hat die Schülervertretung (SV) eine Versammlung aller Schülerinnen und Schüler initiiert und mit imposanten Reden auf die Thematik aufmerksam gemacht. Dabei lieferten sie auch einige Handlungsvorschläge, wie der Einzelne helfen kann, schonender mit der Umwelt und den Ressourcen umzugehen.
Dass Artensterben ein globales Phänomen ist, ließ sich durch ein E-Mail-Projekt mit der Varagua Regenwaldforschungsstation in Costa Rica bestätigen. Durch das Engagement unserer Biologielehrerin Frau Wöll haben wir im Unterricht eine spanische E-Mail zum Thema „Umweltschutz und Lebewesen“ im Regenwald formuliert und konnten diese an ein Forschungsinstitut in der Nähe von Puerto Limon schicken. Von der Forschungsstation haben wir eine Antwort bekommen, im Anhang waren sogar Bilder von Aufnahmen einiger Wildtierkameras. Laut den Forschern sind die drei größten Probleme des tropischen Regenwald zum einen die Tierwilderer, zum andern der Anbau von Ananas und Bananen (für den Anbau dieser Früchte werden Agrochemikalien verwendet, die sich erwiesenermaßen negativ auf zahlreiche Organismen auswirken), jedoch auch die Abholzung des Urwaldbestandes für die Produktion von Palmöl. Durch das Abholzen geht der Lebensraum für viele der dort lebenden Tiere verloren. Zahlreiche Arten der Megafauna mussten leider schon der Profitgier der Unternehmer weichen, bis hin zu deren Ausrottung, zu diesen Arten gehören zum Beispiel die Goldkröte oder auch das Riesenfaultier. Klar sind Palmölprodukte günstiger, als andere pflanzliche Alternativen (Raps-, Sonnenlumen-, Leinöl, …), jedoch muss sich der Konsument im Klaren sein, dass er durch den Kauf von palmölhaltigen Produkten die Abholzung des Waldes, und somit den Raubbau an der Natur, direkt unterstützt. Tückisch ist jedoch, dass Palmöl in zahlreichen Produkten mehr oder weniger unerwartet enthalten ist, zum Beispiel in Nussnougatcreme, Tütensuppe und vielen anderen Artikeln. Nussnougatcreme schmeckt lecker, das wissen wir alle. Aber auch hier wird Palmöl in großem Stil verwendet, weil es einfach günstiger ist als andere Öle und Fette. Dabei ist es nicht schwer, darauf zu achten, ob Palmöl in einem Produkt enthalten ist oder nicht: Einfach beim nächsten Einkauf auf der Rückseite des gewählten Produktes die Inhaltsangabe kurz überfliegen. Hierbei sollte beachtet werden, dass das Palmöl manchmal auch etwas versteckt als „pflanzliches Fett“ deklariert wird und sich erst in einer nachfolgenden Klammer als dieses identifizieren lässt. Wir sind der festen Überzeugung, dass wir den tropischen Regenwald und seine Funktion als grüne Lunge unseres Planeten schützen können, wenn wir den Konsum dieser Produkte einstellen oder wenigstens deutlich reduzieren. Auch wenn die Regenwaldabholzung aufgrund der Palmölindustrie als ein weit entferntes Problem erscheint, tragen wir durch unser Konsumverhalten die Entscheidung, ob ein Ökosystem wie der Regenwald geschützt oder zerstört wird. Diese globalen Zusammenhänge verdeutlichte uns auch der Meeresbiologe, Umweltschützer, Zoologe, Fotograf, Forschungstaucher Robert Marc Lehmann in seinen mitreißenden und bewegenden Expertenvorträgen zum Thema „Schutz von Ökosystemen“ im Mai 2019 am Grimmels. Durch den Vortrag zum Nachdenken und zur Diskussion angeregt, suchten unter anderem die Schülerinnen und Schüler der Biologie Grund- und Leistungskurse in nachfolgenden Unterrichtsstunden nach Handlungsmöglichkeiten zum nachhaltigen Umgang mit Ressourcen, die sich einfach in den Alltagintegrieren lassen. Dabei bezogen sie sich auf Mobilität, Konsumverhalten (Ernährung, Verpackungen, Pflege- und Kosmetikprodukte, Kleidung) und Ressourcen, deren Ergebnisse derzeit vor den Bioräumen ausgestellt werden.
Das E-Mail Projekt mit Costa Rica war nicht das einzige, mit dem sich unsere Klasse 7.2 in diesem Halbjahr beschäftigt hat, für uns ein viel größeres Thema war, die Wildkatze. Mit ihren Eigenschaften und ihrer Lebensweise haben wir uns ausführlich beschäftigt und dabei zahlreiche Unterschiede zu unseren “Stubentigern” ausgemacht, mit denen sie vom ungeübten Auge leicht verwechselt werden kann. Und zum Abschluss unseres Themas hatten wir einer Expertin vom BUND Hessen, deren Hauptaugenmerk auf der Wildkatze liegt, im Biologieunterricht zu Besuch. Ihr durften wir zahlreiche Fragen stellen, denen ein spannender Vortrag voraus ging. Die europäische Wildkatze (Felis silvestris silvestris) gehört der Familie der Katzen an und ist eine Unterart der Wildkatze (Felis silvestris). Ihre Lebensweise ist sehr heimlich (zurückgezogen/ scheu), daher ist eine direkte Wildkatzensichtung eine sehr seltene Begebenheit. Wildkatzen sind Einzelgänger, nur zur Paarungszeit von Januar bis April suchen sie Kontakt zu paarungsbereiten Artgenossen und durchstreifen dabei die Wälder. Danach gehen die Katzen wieder getrennte Wege. Als Lebensraum bevorzugen Wildkatzen eher Laub- und Mischwälder mit vielen Verstecken. Eine Monokultur, wie z.B. ein Fichtenwald, der keine für Verstecke geeignete Bodenstruktur aufweist, ist kein geeigneter Lebensraum. Das Revier einer Wildkatze ist über 200ha groß. Wildkatzen kommen in Deutschland zum Beispiel im Bayerischen Wald oder auch im Spessart, im Westerwald, im Hartz, im Taunus und generell in allen großen Misch- und Laubwäldern vor. Beinahe wäre die Wildkatze in Europa ausgestorben, denn sie hatte es in der Vergangenheit, aber auch heute noch, aus verschiedenen Gründen nicht leicht. Im 19. Jahrhundert haben Jäger eine grausame Jagd auf Wildkatzen betrieben, da sie dem Tier fälschlicherweise die Jagd auf Rehe, Wildschweine und sonstige Waldbewohner vorwarfen: Sie wurde als bestialischer Beutereißer dargestellt, der mit allen Mitteln aus dem Revier verdrängt werden müsste. Dies war jedoch nur Vorwand, um an das begehrte Fell der Katzen zu gelangen. Durch ein später eingeführtes Jagdverbot konnte sich der Bestand langsam wieder erholen. Aber auch heute sind die Wildkatzen noch bedroht. Durch die Rodung der Wälder für Wohngebiete und landwirtschaftlich genutzte Flächen wurde und wird ihr Lebensraum verkleinert, aber auch durch den Bau von Straßen wird ihr Lebensraum zunehmend von unüberwindbaren Barrieren zerschnitten. Ausdiesem Grund wird derzeit eine weitere Ausbreitung der Art gehindert. Wenn Wildkatzen eine Straße überqueren wollen bezahlen sie oft leider mit dem Tod. In Deutschland leben nur noch 5.000 bis 7.000 Wildkatzen, ein Zehntel des früher anzutreffenden Bestandes. Dies begründet, warum sie in Deutschland auf der roten Liste der Arten aufgeführt ist. Nur durch die Wiedervernetzung isolierter Wälder kann es gelingen, den Fortbestand der Wildkatze zu sichern. Hierfür pflanzt man sogenannte grüne Korridore mit Büschen und Pflanzen, in deren Schutz sich die heimlichen Waldbewohner von Waldgebiet zu Waldgebiet bewegen können, was vor allem zur Paarungszeit von großer Bedeutung ist. Ebenfalls wird versucht den Konflikt mit Straßen und anderen menschgemachten Barrieren zu entschärfen, indem Wildtierbrücken errichtet werden, die den Tieren ein gefahrloses Überqueren dieser ermöglichen, somit könnten Todesfälle verhindert werden. Um genauer nachvollziehen zu können, in welchen Waldgebieten sich Wildkatzen befinden und welche durch neue Korridore erschlossen werden können, wird die Lockstockmethode verwendet, an der sich auch interessierte Schüler und Schülerinnen verschiedener Altersstufen ausprobieren durften: Zunächst wird in dem zu untersuchenden Waldgebiet ein angerauter Holzpfahl im Boden befestigt, dieser wird darauf mit Baldriantinktur besprüht, die eine magisch anmutende Anziehungskraft auf Wildkatzen ausübt. In der Folgezeit mussten die Schüler und Schülerinnen die Pfähle wöchentlich nach Haarspuren untersuchen, die die Katzen hinterlassen, wenn sie sich an dem Baldrian reiben. Die Haarproben wurden darauf an das Senckenberg Institut für Biodiversität in Gelnhausen übergeben, um genetisch untersucht zu werden, da auch unsere Hauskatzen den Geruch des Baldrians als sehr anziehend empfinden und nur so eine Verwechselung ausgeschlossen werden kann. Somit kann man durch die Lockstockmethode Wildkatzen nachweisen, ohne sie direkt sehen zu müssen, ebenfalls wurden an einigen Stöcken Wildtierkameras installiert, um Aufnahmen der Tiere zu erhalten. Da die genetische Untersuchung der Proben noch aussteht, können wir an dieser Stelle noch keine Ergebnisse veröffentlichen. Jedoch möchten wir dem Senckenberg Institut für die Bereitstellung der Utensilien und den Forstämtern der Umgebung für Genehmigung und Begleitung unseres Projektes danken. Anzumerken ist darüber hinaus, dass von den Pflanzenkorridoren nicht nur Wildkatzen profitieren, sondern auch andere Tierarten ein ruhiges und von menschlichen Einflüssen weitestgehend geschütztes Zuhause gewinnen. Auch mit einem Kuchenverkauf unterstützte die Klasse 7.2 die Rettung der Wildkatze tatkräftig. Der Erlös der Aktion ging nicht etwa in die Klassenkasse, sondern wurde zu 100% an eine Stiftung gespendet, die sich für den Schutz der Tierart einsetzt. Die Projekttage zum Thema wurden von den Schülern und Schülerinnen mit viel Freude und Tatkraft durchgeführt. Wir hoffen einen wertvollen Beitrag geleistet zu haben. Das Grimmelshausen-Gymnasium Gelnhausen hat sich mit dem Projekt “Wildkatze” erfolgreich für die Auszeichnung als hessische Umweltschule beworben, sodass einige Projektteilnehmerinnen und Teilnehmer in Begleitung von Frau Wöll und Frau S. Hartmann an der Überreichungsveranstaltung teilnehmen konnten.