13.11.2009 – GELNHAUSEN
Grimmelshausen-Preisträger Feridun Zaimoglu steht Schülern am Grimmelshausen-Gymnasium Rede und Antwort
Daniela Kratz. Nach der Lesung aus seinem neuen Werk „Hinterland“ im Grimmelshausen-Hotel besuchte der deutsche Schriftsteller Feridun Zaimoglu, der in der Türkei geboren und 2007 mit dem Grimmelshausen-Preis ausgezeichnet wurde, am Mittwoch auch das Grimmelshausen-Gymnasium, um den Schülern der Leistungskurse Deutsch aus den Klassen 12 und 13 sein Buch zu präsentieren und dazu Rede und Antwort zu stehen.
Mit einer ungefähr 20-minütigen Lesung aus seinem Buch gewährte der Autor den Schülern zunächst eine Einsicht in sein Werk und seinen Schreibstil, um sich anschließend den interessierten Fragen zu stellen.
Zahlreiche Fragen Und davon hatten die Schüler einige: Vom Alltag eines Schriftstellers, der auch während einer Schreibblockade von Disziplin und Willenskraft gezeichnet sein muss, über die sehr zeitaufwendige Recherche und Vorarbeit, die notwendig ist, um ein neues Buch vorzubereiten, bis hin zu Ideen und Inspiration, die er in Büchern verarbeitet, berichtete Zaimoglu locker und ohne Scheu. Seine muntere Redensart und Wortgewandtheit bescherten ihm oftmals auch Lacher aus den Reihen der Zuhörerschaft, die keine Zeit hatte, sich zu langweilen.
Die Resonanz unter den Schülern war fast ausschließlich positiv. „Nicht nur seine Art zu lesen, sondern auch zu sprechen, war sehr lebhaft und ganz und gar nicht einschläfernd. Das, was er sagt, könnte man auch genau so aufschreiben“, sagte Sarah Plambeck (18) aus Wächtersbach im GT-Gespräch. Nicht nur seine Stimme bezeichneten die Schüler als faszinierend, sondern auch Zaimoglus Offenheit, besonders im Bezug auf private Themen, fand großen Anklang.
So berichtete er unter anderem auch von einem Busunglück, das ihn im August 2006 beinahe das Leben gekostet hätte und dessen Erlebnisse er wenig später in seinem Roman „Liebesbrand“ verarbeitete. „Er machte einen sehr authentischen Eindruck“, beschrieb Robin Rausche (20) aus Gelnhausen anschließend seine persönliche Sichtweise der Lesung. „Außerdem gab er einen guten Einblick in das Leben eines Schriftstellers, wie ein Autor denkt, fühlt und schreibt. Die Lesung war sehr interessant und aufschlussreich.“
Doch auch Kritik wurde geübt. Besonders eine Bemerkung Zaimoglus stieß bei den Schülern auf Unverständnis. So sagte er, dass ungefähr 90 Prozent aller Journalisten kein gutes Deutsch beherrschen würden und dass auch der Deutschunterricht in der Schule lange nicht für den weiteren Lebensweg ausreichen würde. „Der Gesamteindruck war gut, aber dieser Kommentar ließ ihn ziemlich überheblich klingen“, kritisierte Carolin Ernst (19) aus Gründau. „Natürlich sehe ich ein, dass Schriftsteller ein besseres Deutsch beherrschen als Journalisten, schließlich ist es ihr Job, Szenen auszuschmücken und `schön´ zu beschreiben. Aber dann gleich zu behaupten, alle anderen könnten nichts, fand ich übertrieben“, meinte die 19-Jährige.
Dass selbst diese Tatsache die sonst allgemein sehr positive Einstellung, die der Autor hinterlassen hatte, nicht trübte, zeigte auch der Andrang am Stand der Buchhandlung „Schatzkiste“ aus Gelnhausen, wo im Anschluss an die Lesung verschiedene Romane Feridun Zaimoglus direkt erworben werden konnten. Natürlich ließ es sich der Schriftsteller auch nicht nehmen, jedes Werk auf Wunsch persönlich zu signieren. („Gelnhäuser Tageblatt“ 13.11.09)