Vorbereitendes Projekt der Roboter-AG auf die First Lego League
Einige Teilnehmer der Roboter-AG werden am 03.02.2024 an der First Lego League in der Hochschule Fulda teilnehmen.
Ein Teil der Aufgaben dieses Wettbewerbs ist es, eine Präsentation zum diesjährigen Thema „Masterpiece“ zu erstellen. Die Idee des Teams ist es, angelehnt an eine Fernsehshow das Finale von „Gelnhausen sucht den Superstar“ in einem kleinen Theaterstück darzustellen. Es folgen die Sprechtexte des Moderators und der beiden Kandidaten Grimmelshausen und
Reis sowie einige Regieanweisungen und Zusatzmaterial.
Moderator:
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Jury,
willkommen zum Finale von „Gelnhausen sucht den Superstar!“
Nicht ganz unerwartet treten heute die beiden wohl berühmtesten Söhne der Stadt Gelnhausen gegeneinander an: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen und Philipp Reis.
Für alle neu Hinzugekommenen hier noch einmal eine kurze Zusammenfassung über das Leben unserer Finalisten:
Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen wurde um 1662 in Gelnhausen geboren und starb 1676 in Renchen. Laut Wikipedia „erregte er durch seine volkstümliche, urwüchsige Sprache und seinen humoristischen Realismus Aufsehen und Interesse“. Sein Hauptwerk ist der Roman „Der Abentheurliche Simplicissimus“. Er „avancierte 1668 zum ersten deutschen „Volksbuch“ und gilt bis heute als einer der wichtigsten deutschsprachigen Beiträge zur Weltliteratur“. Er gilt als der erste Abenteuerroman und als das wichtigste Prosawerk des Barocks in deutscher Sprache. Grimmelshausen schickt seinen dummdreisten Helden Simplicissimus (den „Einfältigsten der Einfältigen“) auf eine Odyssee durch die vom Dreißigjährigen Krieg gebeutelten deutschen Lande – und weiter bis nach Ägypten, Moskau, Korea und Konstantinopel.
Philipp Reis wurde 1834 in Gelnhausen geboren und starb 1874 in Friedrichsdorf. 1858 erhielt Reis in Friedrichsdorf eine Anstellung als Lehrer für Französisch, Physik, Mathematik und Chemie am Institut Garnier. In dieser Zeit entwickelte er u.a. Rollschlittschuhe, eine frühe Form des Fahrrads und forschte an der Solarkraft. Am 26. Oktober 1861 führte er einen Prototyp seines Fernsprechers erstmals öffentlich zahlreichen Mitgliedern des Physikalischen Vereins in Frankfurt vor. Ein großer wirtschaftlicher Erfolg gelang Reis aber nicht wegen der allgemein ablehnenden wissenschaftlichen Meinung. Deshalb meldete Alexander Graham Bell 15 Jahre später das erste Telefon zum Patent an und hatte damit großen Erfolg.
Nun sollen die beiden Kandidaten kurz zu Wort kommen. Zunächst Herr von Grimmelshausen!
Vortrag Grimmelshausen:
„In dieser Welt gibt es nichts Beständigeres als die Unbeständigkeit.“
„Dass ich alles, was mir der fromme Einsiedel erklärte, so schnell begriff, lag daran, dass er die glatte Tafel meiner Seele ganz leer fand, ohne irgendwelche Bilder, die schon zuvor eingedruckt waren. Trotzdem war ich noch immer die Einfalt selbst, weshalb mich der Einsiedel nur ‚Simplicius‘ nannte.“
„Da lagen Köpfe, die ihre natürlichen Herren verloren hatten, und Leiber, denen die Köpfe fehlten. Da lagen abgeschossene Arme, an denen sich noch die Finger regten.“
„Die Botschaft ist, dass der Krieg ein Monstrum ist, das gegen den christlichen Glauben verstößt … Er wusste, dass das nicht nur ein Glaubenskrieg war, sondern ein Eroberungskrieg zur europäischen Neuverteilung der Mächte.“ (Heiner Boehncke, Biograf Grimmelshausens)
Und nun Herr Reis:
Vortrag Reis:
Im Gegensatz zu meinem Vorgänger möchte ich Taten sprechen lassen und Ihnen meine Erfindung demonstrieren und meinen berühmten ersten Satz durchs Telefon sprechen:
Reis spricht durch das Schnurtelefon: „Das Pferd frisst keinen Gurkensalat!“
Reis fragt bei der Jury nach, ob der Satz verstanden wurde, wenn nicht: wiederholen (muss nicht ins Telefon sein).
Und nun ist die Jury an der Reihe zu entscheiden, wer Gelnhausens Superstar werden soll…
Wir danken Ihnen für die Aufmerksamkeit!
Anhänge:
Take-aways Grimmelshausen:
- Der Abenteuerliche Simplicissimus ist der bedeutendste deutsche Roman des Barockzeitalters und auch heute noch lesenswert.
- Das Buch wurde 1668 von Grimmelshausen unter falschem Namen veröffentlicht. Wegen des großen Erfolgs kamen bald zahlreiche Raubdrucke heraus.
- Um das Original zu kennzeichnen, veröffentlichte Grimmelshausen nur ein Jahr später eine Neuauflage mit einem neuen Schlusskapitel (Continuatio).
- Im Mittelpunkt steht der einfältige Simplicissimus, der eltern- und ahnungslos durch die vom Dreißigjährigen Krieg verwüsteten deutschen Lande zieht.
- Ein Einsiedler erzieht Simplicissimus im Wald und macht aus ihm einen gebildeten, wenn auch in der Welt noch unerfahrenen „Christenmenschen“.
- Nach dem Tod des Einsiedlers wird Simplicissimus nach Jahren als Bediensteter zum Dragoner und kämpft auf mehreren Kriegsschauplätzen.
- Er wird mehrmals gefangen genommen, kommt aber jedes Mal knapp mit dem Leben davon.
- Er wird zwangsverheiratet, führt ein Räuberleben, erlebt amouröse Abenteuer im sittlich verwahrlosten Paris, rettet seinem Freund Herzbruder das Leben und entschließt sich nach ereignisreichen Reiseabenteuern, Einsiedler zu werden.
- In der Continuatio (Fortsetzung) zieht es den Helden jedoch wieder in die Welt hinaus. Nach einem Schiffbruch fristet er schließlich sein Dasein auf einer einsamen Insel.
- Der Roman zeigt eine gründlich gespaltene Welt: hier die religiöse Überzeugung von der Vergänglichkeit alles Irdischen, dort die farbig-drastische Schilderung desselben.
- Der Roman steht in der Tradition der spanischen Picaro-Romane (Picaro = Schelm), die, anders als der höfische Ritterroman, in einem niedrigeren Milieu spielen.
- Grimmelshausen traf den Geschmack der Zeit: Nach den sechs Originalbüchern des Simplicissimus veröffentlichte er vier weitere „simplicianische Schriften“.
Take Aways Philipp Reis:
LeMO – Lebendiges Museum Online Oktober 1861: Die Erfindung des Telefons (dhm.de)
Das Pferd frisst keinen Gurkensalat. Wie Philipp Reis das Telefon erfand — Google Arts & Culture