Am 15. und 16. Januar 2025 fanden zum wiederholten Male zwei Projekttage zum Thema „Biotop- und Artenschutz am Beispiel der europäischen Wildkatze“ statt, zu deren Umsetzung Susanne Schneider, Naturschutzmanagerin des BUND Hessen, zum wissenschaftlichen Austausch am Grimmels war. In ihrem Vortrag ging es zunächst um die Biologie der Wildkatze.
So erfuhren die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 7 mehr über arttypische Verhaltensweisen, Abstammung, Habitatansprüche, Vorkommen und Schutzstatus der Wildkatze. Dass die Wildkatze als „besonders geschützte Art“ auf der roten Liste erscheint, ist primär auf anthropogene Einflüsse zurückzuführen. Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde sie stark bejagt, was zur Ausrottung in vielen Teilen Deutschlands führte. Heute erschweren Straßennetze, Ballungsräume, Bahntrassen und somit die sukzessive Zerschneidung von Lebensräumen den Artbestand. Im Expertengespräch ging es deshalb auch um das vor 15 Jahren vom BUND initiierte Schutzprogramm „Rettungsnetz Wildkatze“, das u.a. durch Etablierung von „Grünbrücken“ Populationen über für die Wildkatze eigentlich unüberwindbare (Acker-)Flächen verbindet. Dass das Thema „Biotop- und Artenschutz“ am Beispiel der Stellvertreterart Wildkatze zahlreiche Fragen der Schülerinnen und Schüler aufwirft, ließ sich im lebhaft gestalteten Expertengespräch mit Frau Schneider bestätigen.
Neben dieser zunächst theoretischen Einbettung bestand die Möglichkeit, freiwillig an einem jahrgangsübergreifenden Praxismodul teilzunehmen, bei dem interessierte Schülerinnen und Schüler über 3 Monate hinweg Waldareale analysieren, selbst Biodiversitätsforschung betreiben und so einen möglichst authentischen Bezug zum Projekt herstellen können. Ob und inwiefern sich die Wildkatze ihren Lebensraum in und um Gelnhausen zurückerobert, wird hierbei mittels „Umweltmonitoring“ überprüft. Die so heimliche und scheue Wildkatze kann mit Hilfe der sogenannten „Lockstock-Methode“ und Wildtierkameras nachgewiesen werden. Aufgabe der Schülerinnen und Schüler war es, im Schulwald des Grimmels aufgestellte Lockstöcke circa einmal wöchentlich mit Baldrian zu präparieren (Wildkatzen reagieren auf diesen Duftstoff) und die Lockstöcke auf Fellproben zu kontrollieren. Bei der Auswahl der vorgegebenen Waldareale arbeitet die Fachschaft Biologie mit Förstern und Naturschutzbeauftragten der Region zusammen.
Insgesamt haben sich 15 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 7 als „Lockstock-Paten“ angemeldet, denen an dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön für ihr herausragendes Engagement für den Biotop- und Artenschutz gilt. Darüber hinaus dokumentierten die Schülerinnen und Schüler -wie „echte“ Wissenschaftler- ihre Proben. Bei der Entnahme möglicher Fellproben wurde dabei ein hohes Maß an Präzision abverlangt, um die Proben für die DNA-Analysen zu konservieren.
Die anschließende genetische Analyse der Fellproben fand in Kooperation mit dem Senckenberg-Institut Gelnhausen in der Arbeitsgruppe Naturschutzgenetik von Dr. Carsten Nowak statt. Dieser im MINT-Bereich etablierte Praxisbaustein zielt damit auch auf die Heranführung an naturwissenschaftliche Arbeitsweisen des Faches Biologie ab. Der Leistungskurs Biologie war ebenfalls im Januar 2025 zum wissenschaftlichen Austausch am Senckenberg-Institut und erhielt so einen differenzierten Einblick in genetische Analyseverfahren, passend zum Kurshalbjahr Q1 Genetik.
Insgesamt wurden von Januar bis April 2025 von unseren Schülerinnen und Schülern 15 Proben im Schulwald des Grimmels gesammelt, wovon 7 Proben eindeutig als Wildkatze (Felis silvestris silvestris) analysiert wurden. Weiterhin wurde eine weibliche Wildkatze nachgewiesen, die bereits aus dem Vorjahr im Sammelgebiet bekannt war, was ein erfreuliches Ergebnis ist.
Sehr stolz können die Schülerinnen und Schüler auch auf die Aufnahmen der Wildtierkamera sein. Wir haben erstmalig die Wildkatze am Lockstock „erwischt.“ Natürlich hat sich auch die ein oder andere Art dafür interessiert, was die Bildnachweise belegen. Vielen Dank an Frank Dietz, der die Projektgruppe bei der Auswahl und Anschaffung der Kameras unterstützt hat.
Ein großes Dankeschön gilt abschließend den Kooperationspartnern, die u.a. mit Fachvorträgen, Begleitung der Praxistage, Bereitstellung von Materialien usw. dieses Projektvorhaben unterstützen: Susanne Schneider (BUND Hessen), Dr. Carsten Nowak (Senckenberg Institut Gelnhausen), Jürgen Koch (Stadt Gelnhausen), Matthias Schilling (Förster Jossgrund), Hendrik Barthelmes (Förster Gelnhausen).
Franziska Wöll (MINT-Koordinatorin)