Ganz im Sinne gelebter Erinnerungskultur besuchte am Freitag, den 05.09.2025, eine Gruppe interessierter Schülerinnen und Schüler des Grimmelshausen-Gymnasiums unter Begleitung der Lehrkräfte Christine Heinrich, Andrea Diallo und Christine Bischoff die Konzertaufführung ,,Magda Spiegel – vor der Zeit verstummt” im Bockenheimer Depot Frankfurt.
Magda Spiegel galt in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts als eine der größten Opernsängerinnen Deutschlands. Geboren 1887 in Prag, kam sie 30 Jahre später erstmals nach Frankfurt und avancierte zum ,,Star” der hiesigen Theater – und Opernszene. Vom Publikum und Kritikern mit Lob überschüttet, begeisterte sie bald deutschlandweit das Publikum in vollen Konzertsälen mit ihrer Stimme, die sich dadurch auszeichnete, dass sie ,,schweres Gold in der Kehle” habe – so ein zeitgenössischer Kommentar. Mit dem Beginn des Nationalsozialismus schlug die Stimmung gegenüber der jüdischen Altistin jedoch zunehmend um. Sie erhielt vermehrt Nebenrollen, musste mehrfach umziehen und durfte ab Mitte der 1930er Jahre nicht mehr auf der Bühne stehen. Sie versuchte sich zu helfen, verwies in einem Brief an den Oberbürgermeister auf ihre jahrelangen kulturellen Verdienste für die Stadt Frankfurt, doch sie wurde nicht gehört. 1942 erfolgte ihre Deportation nach Theresienstadt, ehe sie 1944 in Auschwitz ermordet wurde.
Die rund anderthalbstündige Darbietung im Bockenheimer Depot war sehr ergreifend. Abwechselnd trugen Sprecherin Birgitta Assheuer und Sprecher Helge Heynold in Form von Briefen, Berichten, Zitaten sowie Erzählungen von und über Magda Spiegel dem Publikum, welches so immer tiefer in Spiegels Biografie eintauchte, Passagen aus ihrem Leben vor. Der gesprochene Text mitsamt Bilddokumenten auf einer großen Leinwand unterstützte und untermalte die Musik, die das Herzstück der Vorstellung war. Sängerin Zanda Švēde bot die Arien dar, mit der einst Spiegel die Menge begeisterte, während ein Streichquartett und Klavier die Vorstellung mit bewegenden Kompositionen wie einem Werk des ebenfalls 1944 ermordeten tschechisch-jüdischen Komponisten Gideon Klein abrundeten. Klein war ebenfalls in Theresienstadt interniert und leitete dort ein Streichtrio.
Die Vorstellung endete mit einem eindringlichen Appell, die Augen vor Ungerechtigkeit, Antisemitismus, Diskriminierung jeglicher Art und Rassismus nicht zu verschließen. Eine Botschaft, die wir weitertragen können – zurück in den Unterricht, aber, und insbesondere, auch in den Alltag. Der Konzertbesuch zu Ehren Magda Spiegels ist nur der Auftakt für eine ganze Reihe an erinnerungspolitischen und kulturellen Veranstaltungen am Grimmels in diesem Herbst. So waren neben Mitgliedern der Theater-AG und Opern-AG auch Mitglieder der Projektgruppe ,,Facts not Fiction” dabei, die in Zusammenarbeit mit den Arolsen Archives und der Künstlerin Hannah Brinkmann eine Graphic Novel über die Gelnhäuser Jüdin Lotte Sondheimer erstellt hatten, welche im November 2025 erscheinen wird.
Wir danken den beteiligten Künstlerinnen und Künstlern für die eindrucksvolle Darbietung sowie den Lehrkräften Christine Heinrich, Andrea Diallo und Christine Bischoff für die Organisation des Tages.
Max Rümmele