Einblick in das Leben der Beduinen
(von Martin Kratz, GGG Jahrgangsstufe E01)
Eine Feuerprobe als gültiger Urteilsspruch im 20. Jahrhundert? – für uns in Europa heutzutage unvorstellbar, der Autor Salim Alafenisch allerdings beschreibt diese als junger Mann selbst erlebte Probe in seinem Buch „Die Feuerprobe“. Darin geht es um einen Mord, der dem Stamm seines Vaters – Beduinenscheich in der Negev-Wüste – angelastet wird. Weil sich der Mörder nicht findet, soll mehr als 20 Jahre danach eben diese Feuerprobe stattfinden, bei der ein Mann dreimal über eine heiße Pfanne lecken muss. Bei keiner Verbrennung gilt die Probe als bestanden und die Unschuld als bewiesen, wenn sich aber Brandblasen bilden, müssen vier Männer des angeklagten Stammes sterben, Alafenisch wäre einer dieser vier gewesen.
Nach der Lektüre dieses Buches lud Christine Bischoff, Deutsch- und Geschichtslehrerin der Klasse E1 den Autor Salim Alafenisch und den pensionierten Geschichts- und Religionslehrer Ingo Evers zu einer Autorenlesung mit anschließender Fragerunde am 14. September 2017 ins GGG ein.
Als Vorbereitung auf die Lesung und zur besseren Verständigung erzählte Ingo Evers 45 Minuten lang grundlegende Dinge über Israel und seine eigenen Erfahrungen aus Israel. Seine enge Verbundenheit baute er auch durch 2 Reisen 2008 und 2015 auf, die ihm nicht nur im Gedächtnis, sondern auch „im Herzen“ geblieben sind.
Gleich zu Beginn, als sich Salim Alafenisch vorstellte, stellte er klar, dass er sich nicht als israelischen und auch nicht als palästinensischen Schriftsteller versteht; er sei ein israelisch-palästinensischer Schriftsteller. Zunächst stellte er sein „Arbeitsgebiet“, die Negevwüste, genauer vor und erklärte damit auch seine Familiengeschichte, seine Vorfahren hätten wohl den Anschluss an die Karawane verloren und seien einfach dort geblieben. Alafenisch kam nach dem Abitur und einem Jahr in England an die Uni nach Heidelberg, wo er seit mittlerweile 44 Jahren lebt und verheiratet ist. Im Alter von 39 Jahren entschloss er sich Schriftsteller zu werden, weil er merkte, wie vieles von seiner Kultur, der Kultur der Beduinen, verloren geht und er die Stammesgeschichte weiter erzählen will. Auf die Frage eines Schülers, ob er denn selbst an die Feuerprobe glaube, antwortete er, dass das Feuer für ihn etwas Heiliges sei und sich durchaus Parallelen zu deutschen Sprichwörtern wie „ich lege meine Hand ins Feuer“ finden lassen. Zum Abschluss las er noch Ausschnitte aus seinem Buch „8 Frauen des Großvaters“ und erzählte, dass ein von ihm mitgestaltetes Buch Mitte Oktober heraus-kommt, welches Flüchtlingen das Erlernen der deutschen Sprache vereinfachen soll.
Auf diesem Weg möchte sich die E1 inklusive Frau Bischoff noch einmal ganz herzlich bei Ingo Evers und Salim Alafenisch für den spannenden Einblick in das Leben der Beduinen bedanken.