Quelle: Gelnhäuser Tageblatt vom 11.5.2015
SCHULE Theater-AG des Grimmelshausen-Gymnasiums inszeniert Shakespeare-Komödie / Musik-Referendar schreibt extra Arrangement
GELNHAUSEN (juu). Wer vergangenes Wochenende Elfen im Mondlicht durch die Zauberwälder streifen sah, der hat sich entweder in eine andere Welt verirrt oder saß in der Aula des Grimmelshausen- Gymnasiums in Gelnhausen (GGG). Dort gaben Freitag- und Samstagabend die Schüler der Theater-AG das Stück „Ein Sommernachtstraum“ von William Shakespeare zum Besten.
Es wird die Geschichte des Herzogs Theseus von Athen erzählt, der die Amazonenkönigin Hippolyta im Kampf besiegte und sie nun zur Frau nehmen will. Doch zuvor wird er vom Vater Hermias um ein Urteil gebeten, denn sie weigert sich, den für sie bestimmten Demetrius zu heiraten. Sie zieht ihren geliebten Lysander vor und beschließt, mit ihm ans Ende der Stadt zu fliehen. Sie treffen sich nachts im Wald vor der Stadt und ahnen nicht, dass sie von Demetrius verfolgt werden. Der erfuhr von Helena, einer Freundin Hermias, von der Flucht. Helena hatte gehofft, mit dieser Information endlich Demetrius‘ Herz für sie zu erweichen, doch er zeigt ihr weiterhin die kalte Schulter. Im Wald allerdings herrschen der Elfenkönig Oberon und seine Gattin Titania, die im Streit liegen, um einen indischen Knaben, den sie adoptierten. Oberon schickt seinen Kobold Puck los, ihm eine Blume zu besorgen, mit der er Titania verzaubern will, sodass sie sich in das nächstbeste Wesen verliebt, das sie erblickt. Ihre Wahl fällt hierbei auf einen Handwerker, der mit seinen Handwerksgesellen ein Theaterstück zu Theseus Ehren probt. Doch damit nicht genug, denn aus Spaß am Schabernack hat Puck dem Handwerker einen Eselskopf angehext. Auch die vier Liebenden aus Athen geraten zwischen die Fronten des Streites. So kommt es, dass Liebe zu Hass und Hass zur Liebe wird. Als die Verwirrung nicht größer sein könnte, beschließt Oberon, die Zauber zu lösen und die Athener ziehen zu lassen. Es folgt eine Dreifachhochzeit, auf der auch das Theaterstück der Handwerker aufgeführt wird.
Schlussendlich handelt „Ein Sommernachtstraum“ von zwischenmenschlichen Beziehungen und der Frage, was einen Menschen zum Objekt der Liebe macht und was ihn als solches ausschließt. Dabei fällt den Frauen eher eine Opferrolle zu, denn sie werden als Besitztum der Männer hin- und hergeschoben. Wahre Liebe kommt im Sommernachtstraum nur in dem Theaterstück der Handwerker vor. Durch die Art der Inszenierung wird die Liebe jedoch auch hier der Lächerlichkeit preisgegeben. Dabei sind Beziehungen durchaus ein Thema, das Jugendliche heute noch genauso interessiert wie vor 400 Jahren, wie auch in der Aufführung deutlich wurde. Neben dem spaßigen Aspekt war dies einer der Gründe, warum die Schüler gerade Shakespeares Sommernachtstraum als ihr nächstes Projekt auserkoren hatten. Darin liegt auch die Besonderheit der Theater-AG: Sie wird von den Schülern selbst getragen, was der Motivation Flügel verleiht. Alle haben ein gleiches Ziel und jeder versucht, seine Stärken bestmöglich einzubringen. Dies veranlasste die Schüler sogar, als der Tag der Aufführung immer näher rückte, samstags in die Schule zu kommen, um zusätzliche Proben einzulegen. Ergänzt wurde damit die seit September 2014 wöchentlich stattfindende Probe. Schließlich gipfelten die Vorbereitungen in einer finalen Probewoche vor der Aufführung. „In dieser Woche entsteht aus Fragmenten das fertige Stück, und die Gruppe wächst endgültig zusammen“, so Paul Ciupka, der im Jahr 2000 die Leitung der Theater-AG übernahm. Auch für die Schüler ist es jedes Mal etwas Besonderes, „weil einfach alle da sind und man ganz viel zusammen erleben kann“.
Dabei besteht die Gruppe nicht nur aus den Schauspielern, die auf der Bühne zu sehen sind, denn für die Aufführung braucht es auch die Teams, die nicht im Rampenlicht agieren. Zum Beispiel die an die Theater-AG angegliederte Technik- AG, die sich um Licht- und Tontechnik kümmert. Auch die Abiband 2015 und ein eigens zusammengestelltes Blechbläserquartett halfen dieses Jahr mit musikalischer Unterstützung aus. Dabei kam der Band die Rolle zu, die Auftritte von Puck zu untermalen. Das Quartett wiederum übernahm das Motiv der Handwerker. Für diese Aufgabe wurde sogar ein eigenes Arrangement geschrieben: Thomas Reutzel, der momentan Referendar für Musik und Religion am GGG ist, trug damit zum Stück bei.
All diese Mühen wurden schlussendlich vom Publikum belohnt, das immer wieder Szenenapplaus gab und begeistert war von der Vorstellung der Schüler. Auch der Direktor des Gymnasiums, Friedrich Bell, bedankte sich in seiner Rede bei allen Mitwirkenden der Theater- AG für die außergewöhnliche Leistung und nannte das Theater „einen wichtigen Baustein gymnasialer Bildung“.