Bericht: Jede zweite Schule verharrt bei überkommenem Denken – Inspektionsergebnisse
FRANKFURT (lhe). Mehr als die Hälfte der hessischen Schulen verharren in veralteten Unterrichtsformen und Lernmethoden. Dies gehe aus einem vom Kultusministerium unter Verschluss gehaltenen Bericht hervor, wie die „Frankfurter Rundschau“ (FR) berichtet. Für die Studie des Instituts für Qualitätsentwicklung in Wiesbaden haben demnach Inspektoren 12 000 Unterrichtsstunden in 614 Schulen besucht. Nur 18 Prozent der Schulen stuften sie als effektiv ein, 23 Prozent sahen sie „im Aufbruch“. Bei 59 Prozent der Schulen bemängelten die Inspektoren der Zeitung zufolge zu wenig individuelle Förderung, zu viel Frontalunterricht und fehlenden Austausch im Kollegium.
Das FDP-geführte Kultusministerium prüfe den Vorgang, sagte ein Sprecher. Die bildungspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, Heike Habermann, forderte eine sorgfältige Analyse der Befunde, die „auf den ersten Blick schwerwiegend“ seien. „Jetzt gilt es, nicht einzelne Schulen an den Pranger zu stellen, die nicht gut abgeschnitten haben, sondern nach den Ursachen zu forschen“, sagte die Abgeordnete in Wiesbaden. „Die Ergebnisse der Schulinspektionen stellen nämlich in erster Linie der Bildungspolitik der CDU-Regierung ein miserables Zeugnis aus.“
Die Grünen im Landtag nannten die Ergebnisse „höchst alarmierend“ und eine Folge verfehlter Schulpolitik. Sie forderten Kultusministerin Dorothea Henzler (FDP) auf, über den Befund am Donnerstag im Schulausschuss des Landtags zu berichten. Die Qualitätsanalyse war 2005 von der damaligen Kultusministerin Karin Wolff (CDU) eingeführt worden. Das Institut für Qualitätsentwicklung war ebenfalls 2005 gegründet worden, um das Kultusministerium zu unterstützen.
Dem FR-Bericht zufolge ist der Anteil verharrender Schulen unter den Haupt- und Realschulen mit 91 Prozent und den Gymnasien mit 74 Prozent besonders groß. Neuen Methoden besonders aufgeschlossen sind integrierte Gesamtschulen, bei denen 46 Prozent als im Aufbruch und 17 Prozent als effektiv gelten. Den Inspektoren fiel zudem auf, dass Frontalunterricht und Einzelarbeit rund 70 Prozent der Schulstunden ausmachen. Gruppen- und Partnerarbeit sind dagegen die Ausnahme.
(„Gelnhäuser Tageblatt“ 23.3.2009)