Am Donnerstag, 20.12.24, fand für die Klasse 9.6 von der 2. bis zur 6. Stunde ein innovativer Workshop statt, der im Rahmen eines Wissenschaftsplanspiels die Entstehung und Verbreitung von Fake-News thematisierte. Eine Besonderheit bestand darin, dass Herr Dr. Carsten Nowak, Leiter der Arbeitsgruppe Wildtiergenetik des Senckenberg-Instituts Gelnhausen, anwesend war. Er wurde unter anderem von dem Physiker Dr. Sascha Vogel, Wissenschaftskommunikator und Gründer von Science Birds, begleitet.
Eröffnet wurde der Vormittag mit einem Impulsvortrag von Dr. Nowak, der beispielsweise die Verbreitung des Wolfes, wissenschaftliche Arbeitsweisen der genetischen Analysen sowie Forschungsbereiche der AG Wildtiergenetik beinhaltete. Hierbei ergab sich bereits die erste Möglichkeit zum wissenschaftlichen Austausch. Dass das Thema Interesse bei den Schülerinnen und Schülern weckte, zeigte sich an den differenzierten und weiterführenden Fragen der Lerngruppe.
Von dieser wissenschaftlichen Basis ausgehend wurden die Schülerinnen und Schüler in insgesamt sechs Gruppen eingeteilt, die jeweils unterschiedliche Interessen zur Thematik „Wiederansiedelung und Vorkommen des Wolfes in Deutschland“ vertreten sollten.
Für die anschließende Podiumsdiskussion des Planspiels wurden in den jeweiligen Rollen Argumente ausgearbeitet sowie Vorgespräche der einzelnen Gruppen untereinander geführt. So waren beispielsweise Vertreterinnen und Vertreter des Landwirtschaftsministeriums anwesend. Es gab eine weitere Gruppe, die Mitglieder des Viehzuchtverbands sowie der Stiftung für Artenvielfalt und Tierschutz repräsentierten. Eine andere Gruppe fungierte als Wissenschaftsjournalistinnen und -journalisten. Ebenso gab es die Rolle als Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Instituts für Wolfsgenomik „IWG“. Natürlich durfte die Gruppe der Influencer des Tik-Tok- Wissenschaftskanals „Facts for Fun“ nicht fehlen.
Besonderheit des Planspiels war, dass die Schülerinnen und Schüler anfangs selbst entscheiden konnten, wie seriös und gut ihre Informationen recherchiert sind, wodurch der Verlauf des Planspiels teiloffen war.
Bei der Podiumsdiskussion am Ende des Vormittags wurde die Thematik von den Schülerinnen und Schülern kontrovers diskutiert. Eine Besonderheit bildete hierbei eine situative wissenschaftliche Stellungnahme von Herrn Dr. Nowak, insofern es einzelne Gruppen einforderten.
In der anschließenden Reflexion gaben die Schülerinnen und Schüler als eine besondere Erfahrung an, sich in die Rolle einer Interessenvertreterin oder eines -vertreters zu versetzen und entsprechend der „Vorgabe“ zu argumentieren. Nicht einfach war es dann, wenn man selbst anderer Meinung war. Dass sich schlecht oder kaum recherchierte Informationen schnell über Social-Media-Kanäle der Wissenschaft verbreiten können, war ebenfalls eines der Resümees. Ebenso wurde angemerkt, dass Wissenschaftsjournalismus ein sicher interessantes Berufsfeld darstelle, man aber differenzieren solle, inwiefern es zu „Auftragsarbeit“ komme und daher eventuell nicht neutral und sachlich recherchiert werde. „Kompromissbildung der einzelnen Gruppierungen sei nicht einfach“, konstatierte ein Schüler, was die Referenten als Impuls für den Abschluss des Vormittags nutzten.
Alle wurden aus ihren Rollen entlassen. „Für einen Tag Minister zu sein, war schon etwas Besonderes“, kommentierte abschließend ein Schüler.
Wir möchten uns bei allen Akteuren bedanken, dass ein weiterer Baustein im Gesamtkonzept MINT-freundliche Schule und Umweltschule am Grimmels etabliert werden konnte: Vielen Dank an Herrn Dr. Nowak für die Möglichkeit zum authentischen, wissenschaftlichen Austausch sowie an Herrn Dr. Vogel für die unterhaltsame Moderation des Planspiels. Herzlichen Dank auch an Frau Tanja Desch, Geschäftsführung von ProLoewe, sowie Noemi Nagy von der Senckenberg-Gesellschaft für Naturforschung, die den Projekttag ebenfalls persönlich begleiteten.
Franziska Wöll
MINT-Koordinatorin