(von Christine Bischoff)
„Depression ist die Belohnung fürs Bravsein! Aber wenn Sie sich besser fühlen wollen, dann möchte ich Sie bitten, herauszufinden, was Sie sich wünschen. Was genau sollen andere Menschen tun, damit Ihr Leben besser wird.?“ MARSHALL B. ROSENBERG
„Die Idee der gewaltfreien Kommunikation ist zwar gut, aber im wirklichen Leben nicht umsetzbar. Wir haben nicht gelernt, so zu sprechen und die Menschen um uns herum auch nicht“, so einige Reaktionen auf einen Textauszug, der Gegenstand der Deutsch-Klausur der E01 war. Ist das wirklich so, und was ist dran, an dem Konzept der gewaltfreien Kommunikation?
Die Deutsch- und Geschichtslehrerin der Klasse, Christine Bischoff, bot den Schülerinnen und Schülern der E01 die Gelegenheit, dieses Kommunikationskonzept näher kennenzulernen und selbst ausprobieren zu können. Deshalb lud sie die Journalistin und GFK-Trainerin Miriam Schenk-Bandar, übrigens auch ehemalige Schülerin des Grimmels, zum Abschluss der Unterrichtseinheit „Kommunikation und Sprache“ zu einem vierstündigen Workshop ein.
„Wertschätzende Kommunikation“, so Schenk-Bandar, „beginnt immer bei uns selbst und hat mit Verbindung zu tun.“ Um dies erspüren zu können, begann der Workshop mit einer Wahrnehmungsübung: Mit geschlossenen Augen sollten die Teilnehmer ihre momentane Befindlichkeit erspüren und Vorstellungsbilder wachrufen, was Verbundensein für sie bedeutet. Im Austausch darüber wurde deutlich, dass die Grundbedürfnisse aller einander ähneln.
Rosenberg geht von einem positiven Menschenbild aus, davon, dass Menschen als soziale Wesen den Wunsch haben, miteinander in Verbindung zu treten und Verbindung zu spüren. Gefühle sind ihm zufolge Ausdruck dessen, wie es um die eigenen Bedürfnisse bestellt ist.
Daher ist ein Bewusstwerden über die eigenen Gefühle sowie die innere Haltung Grundlage einer wertschätzenden / gewaltfreien Kommunikation.
Die Methode beginnt beim eigenen Ich und läuft über vier Schritte, die Schenk-Bandar mit Bodenankerpunkten visualisiert und im Verlauf des Workshops immer wieder abschreitet:
- Schritt: Die Beobachtung, die keine Bewertung sein soll.
Mit dem neutralen Blick einer Kamera wird die Situation beschrieben, möglichst ohne Reizwörter (wie „immer“, „nie“, „jemals“,…) und Interpretationen („Du bist faul.“) zu verwenden.
- Schritt: Die eigenen Gefühle.
Sie entstehen laut Rosenberg durch erfüllte oder nicht erfüllte Bedürfnisse. So können andere Menschen Auslöser, aber nicht Ursache der Gefühle sein.
- Schritt: Die eigenen Bedürfnisse.
- Schritt: Die Bitte, die keine Forderung sein soll.
Eine Bitte soll nach Möglichkeit im Hier und Jetzt erfüllbar sein. Wichtig ist, dass Bitten, im Unterschied zu Forderungen, ein Nein erlauben und sich die Gesprächspartner auf Augenhöhe begegnen.
Empathie entsteht, wenn man das vierschrittige Modell auch beim Gegenüber anwendet Hier sind aktives Zuhören und Präsenz von großer Wichtigkeit: „Du musst nicht tun, sei einfach nur da.“
Nachdem die Teilnehmer das Konzept näher kennengelernt hatten, gingen sie in Kleingruppen, um an Gesprächsbeispielen aus dem eigenen Alltag das Konzept durchzuspielen.
Wie bereichernd und wohltuend wertschätzender Kommunikation sein kann und welche Perspektiven und sie eröffnen kann, wurde in dem Workshop deutlich und hat sicher in dem oder anderen Teilnehmer etwas bewegt und bewirkt.
Wer mehr erfahren möchte:
- Gut strukturiert und übersichtlich und sehr praxisorientiert ist Rosenbergs Buch „Gewaltfreie Kommunikation. Eine Sprache des Lebens“