Exkursion zum Fließgewässer Kasselbach

Biologie-Leistungskurse Q3 des Grimmels bestimmen den „Natürlichkeitsgrad“

2020 – ein Jahr, an das wir uns vermutlich noch sehr lange erinnern werden. Die vielen lebensverändernden Umstände haben natürlich auch uns, die Schülerinnen und Schüler der jetzigen Q3, und unser schulisches Dasein in hohem Maße eingeschränkt. Umso glücklicher waren wir, als wir erfuhren, dass die Fließgewässer-Exkursion der Biologie-Leistungskurse, eigentlich für Juni dieses Jahrs geplant, nach Biebergemünd-Kassel an den Kasselbach doch noch stattfinden konnte. 

Dafür bedanken wir uns recht herzlich, besonders bei Frau Wöll und Frau Gajewski, die uns dies unter hohem organisatorischen Aufwand ermöglicht haben, sowie bei dem Verein des Naturfreundehauses Günthersmühle, welcher uns das Vereinsgelände spontan zur Verfügung gestellt hat. 

Nachdem alle eingetroffen waren, begannen wir unter Einhaltung aller Hygienevorschriften am 15.09.2020 direkt mit Praxis-Stationen, deren theoretische Inhalte bezüglich chemischer und physikalischer Eigenschaften des Fließgewässers wir bereits im Rahmen selbstständiger Vorbereitung erarbeitet hatten.  

Zuerst ging es mit Gummistiefeln und Maßband ausgestattet ins Wasser, um an verschiedenen Stellen Breite und Tiefe des Gewässers auszumessen. Der Bach schlägt an dieser Stelle viele Kurven, die Laufentwicklung ist mäandrierend. Weiterhin beschäftigten wir uns mit den äußeren Merkmalen des Baches wie der Gewässerbreite und –tiefe, der Strömungsgeschwindigkeit sowie der Trübung und dem Geruch. Aus unseren Ergebnissen konnten wir den Natürlichkeitsgrad ableiten, welcher mit 125 Punkten „natürlich” einzustufen ist. Außerdem fertigten wir eine Skizze des zu untersuchenden Bachabschnittes an. 

Im Zuge der zweiten Station haben wir verschiedene abiotischen Faktoren analysiert. Abiotische Faktoren sind alle unbelebten Einflüsse auf die Umwelt. Im Rahmen dessen überprüften wir Parameter wie Nitrat-, Phosphat- und Ammoniumkonzentration sowie den pH-Wert. Diese gaben uns Aufschluss über die Wasserqualität. Aufgrund der gemessenen Parameter wurde die Gewässergüteklasse II definiert. Erhöhte Ammonium- und Nitratwerte weisen auf eine mäßige Belastung hin. Wir Menschen beeinflussen diese Werte erheblich, denn über Abwasser und z.B. Landwirtschaftsabfälle gelangen die Stoffe in übermäßig hohen Mengen in die Gewässer, wodurch diese immer weniger lebensfreundlich für die im Fließgewässer vorkommenden Arten werden.

An Station 3 haben wir den sogenannten Saprobien-Index ermittelt. Flüsse bilden einen Lebensraum für viele verschiedene Arten. Unsere Aufgabe war es, die Wasserqualität des Kasselbachs aufgrund der vorhandenen Organismen zu bestimmen und die anschließende Einordnung des Gewässers anhand von Indikator-Organismen in einer von fünf Güteklassen.

Zu Beginn haben wir Organismen am Ufer beobachtet. Vögel, Insekten und Eichhörnchen wurden gesichtet. Im Flussbett selbst haben wir Flusskrebse (Gammarus pulex), Schnecken und Würmer (ein Zweiflügler) bestimmt. Das Highlight war ein kleiner Grasfrosch, den zwei unserer Mitschüler gefunden haben.

Mit den gefundenen Lebewesen konnten wir den Saprobien-Index berechnen. Unser berechneter Wert war 2, d.h. das Wasser ist „mäßig belastet“. Dabei muss man beachten, dass wir viele Larven, wie zum Beispiel die Köcherfliegenlarven, nicht finden konnten, da diese im Herbst nicht mehr im Wasser vorkommen (die Vermehrungszeit der Larven ist bereits vorbei). Dementsprechend kann es sein, dass wir ein möglicherweise leicht verfälschtes Ergebnis bekamen.

Station 4 thematisiert die Problematik von Neobiota und Mikroplastik in einheimischen Gewässern. Zunächst haben wir einen Artikel über das indische Drüsenspringkraut gelesen, das eine neobiotische Art ist. Dies bedeutet, dass die Pflanze aus einem anderen Land oder sogar von einem anderen Kontinent eingeschleppt wurde (Neophyt) und einheimische Arten verdrängen kann.

Der sprunghaften Verbreitung verdankt das indische Drüsenspringkraut seinen Namen- die aufplatzenden Samenkapseln schleudern die Samen bis zu sieben Meter weit. Ein Beispiel für eine weitere invasive Pflanze ist der Riesenbärenklau. Dieser nimmt umliegenden Pflanzen das Licht zum Wachsen, noch dazu ist der Riesenbärenklau giftig für Menschen. Unsere Aufgabe bestand darin, ein Poster zu gestalten, dass auf die Problematik der Neophyten hinweist.

Ein ergänzender Baustein war die Auseinandersetzung mit dem Thema „Mikroplastik“. Ob in der Kosmetik, in Waschmitteln oder in der Kleidung (in den Fasern) – in vielen Produkten wird Mikroplastik verwendet und es landet oftmals in Flüssen. Dieses Mikroplastik wird z.B. von Fischen für Nahrung gehalten und gefressen. Studien zufolge enthalten fast alle Flüsse in Deutschland Mikroplastik.

Dementsprechend untersuchten wir die Wasserqualität und überprüften, ob in dem Wasser Mikroplastik enthalten ist. Zur Untersuchung gab es ein spezielles Netz der bundesweiten Aktion „Plastikpiraten“, in dem sich Mikroplastik verfangen soll. Nach einer Stunde im Wasser haben wir kein Mikroplastik nachweisen können. In der anschließenden Besprechung sind wir auf Möglichkeiten der Vermeidung von mikroplastikenthaltenen Produkten eingegangen und lernten so die App „Code Check“ kennen, die schon beim Einkauf den Strichcode des Produktes scannt und so auf Mikroplastik und andere Schadstoffe als Bestandteil hinweist.

Vor den Biologie-Räumen befindet sich noch bis November eine Ausstellung zu unseren Ergebnissen.

Insgesamt war der Projekttag eine gelungene Abwechslung und ein großartiges Erlebnis. Ebenso hat es uns viel gebracht, theoretische Inhalte aus der Schule in der Praxis anwenden zu können. Vielen Dank dafür! 

von E. Efinger, J. Lehr, N. Sattouf, J. Wiegand, M. Wolf (Q3, Biologie-LK)