In Gelnhausen dem Kontrast der Systeme auf der Spur

Bild1Eine ganz besondere Begegnung: Israelische Nachwuchspolitiker diskutieren mit Schülern am Grimmelshausen Gymnasium – Fruchtbarer Austausch

Die Chance zu einer ganz besonderen Begegnung bot sich Schülern des Grimmelshausen Gymnasiums Gelnhausen: Einige israelische Nachwuchspolitiker waren an die Schule gekommen, um sich über Politik, Alltag und Interessen mit den jungen Deutschen auszutauschen.

Zahlreiche Schülerinnen und Schüler der Geschichts- sowie der Politik- und Wirtschaft-Leistungskurse waren dem Angebot der Lehrer gefolgt: „Es freut mich sehr, dass so viele Jugendliche an einem Samstagmorgen in der Schule erscheinen“, unterstrich der stellvertretende Schulleiter Joachim Kanthak. Denn immerhin sei das Angebot auf freiwilliger Basis, es gebe weder Noten noch Anwesenheitspflicht. „Dies zeigt doch, dass das Interesse an politischen Themen auch unter Jugendlichen immer noch vorhanden ist.“ Mit Hilfe des Bundestagsabgeordneten Dr. Peter Tauber (CDU) war es gelungen, den israelischen Besuch zu realisieren. Denn Tauber ist Zweiter Vorsitzender des Ehemaligenvereins des Gymnasiums und hat guten Kontakt zur Konrad-Adenauer-Stiftung, die den Besuch organisierte. „Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen beider Länder wissen wenig über den Alltag des jeweils anderen“, erklärte Tauber. Deswegen sei ein offener Austausch auch über Ländergrenzen hinweg sehr wichtig.

Diskutiert wurde jeweils in kleinen Gruppen von Schülern und einem israelischen Nachwuchspolitiker. Diese gehörten den Parteien Jesch Atid, Kadima und Likud an. Diskutiert wurde aber nicht nur über Politik, wie Schülerin Lisa Kloberdanz berichtet: „Wir haben über Separation im alltäglichen Leben von orthodoxen und ultraorthodoxen Juden gesprochen. Aber auch über die zu kurzen Amtszeiten von zweieinhalb Jahren, die oft wenig Spielraum für große politische und soziale Veränderungen lassen.“ Außerdem gebe es in Israel zu viele Splitterparteien. Auch über die tägliche Bedrohung wegen des Konfliktes zwischen Israelis und Palästinensern wurde geredet. „Man lebt mit der Gefahr von Bombenangriffen, diese sind für die Einheimischen ganz alltäglich“, so Schüler Julius Kinzig. Nach den Gruppengesprächen und anschließender kleiner Stärkung wurde im Plenum weiterdiskutiert, sowie den Besuchern bei einem Rundgang durch die Schule das deutsche Schulwesen erklärt.

„Ziel des Besuches ist es, den israelischen jungen Politikern die deutsche Politik und die deutsche Mentalität näherzubringen“, verdeutlichte Dr. Nadine Mensel. Sie ist Projektassistentin im Auslandsbüro Israel der Konrad-Adenauer-Stiftung und wohnt selbst seit zwei Jahren in Israel. „Die politischen Strukturen in Israel sind sehr wechselhaft und verändern sich oft. In ihrer mehrtägigen Reise wollen wir den Nachwuchspolitikern den Kontrast zwischen dem deutschen und dem israelischen Politiksystem vermitteln.“ Ein persönlicher Austausch sei wichtig für junge Menschen, denn die zwischenmenschliche Ebene werde immer wichtiger. „Es sollte ein Kennenlernen außerhalb der medialen Welt sein. In ihrer Reise vom 14. April bis zum heutigen letzten Tag haben wir viele politische Einrichtungen besucht und auch versucht, den Alltag eines jeden Deutschen zu zeigen.“

Lehrer Martin Ludwig freute sich sehr über das Angebot eines gedanklichen Austausches zwischen israelischen Politikern und deutschen Schülern, denn „viele Unterrichtseinheiten befassen sich mit Israel. Beispielsweise behandelt man im Religionsunterricht das Judentum oder spricht auch aktuelle Themen im Politik- und Wirtschaftsunterricht an.“ Die Schüler diskutierten mit Eifer und regem Interesse auf politischer und persönlicher Ebene, was auch Kanthak sehr positiv sah: „Solch ein Austausch ist eine sehr wichtige Sache.“

Quelle: „Gelnhäuser Tageblatt“ vom 22.4.