Michael Stumpp zu Gast am GGG

Martin Ludwig berichtet über den Besuch eines Zeitzeugen

Der Gelnhäuser pensionierte Förderschulleiter Michael Stumpp besuchte auf Einladung von Studienrätin Tanja Fäth und Oberstudienrat Martin Ludwig die beiden Q3 Leistungskurse Geschichte. Die Gastgeber empfingen ihren Gast im Konferenzraum des neuen Gebäudes D.

Anlass war ein Thema des Landesabiturs 2013 für den Leistungskurs Geschichte gewesen. Die Prüflinge des letzten Jahrgangs hatten Gelegenheit, sich mit dem Onkel von Michael Stumpp zu beschäftigen: Emil Stumpp. Er war in der Zeit der Weimarer Republik ein bekannter und anerkannter Pressezeichner gewesen. Als er am 20. April 1933 im „Dortmunder General-Anzeiger“ ein aus der Sicht der Nationalsozialisten nachteiliges Porträt Hitlers veröffentlicht, erhält er Berufsverbot und die Zeitung, damals die größte im Ruhrgebiet wird von den Nazis übernommen – gleichgeschaltet.

Geschichtslehrer Ludwig war beim Lesen der Abituraufgaben eingefallen, dass ihm der Name Stumpp nicht unbekannt war, weil ihm Michael Stumpp bei geschichtswissenschaftlichen Veranstaltungen mehrfach begegnet war.

Michael Stumpp, der das Archiv Emil Stumpps mit über 10.000 Zeichnungen verwaltet, referierte über Leben und Werk seines Onkels, den er persönlich nicht kennen gelernt hat. Viel hat der Gast der Grimmels von seinem Vater über dessen Bruder erfahren. Emil war so etwas wie der politische Mittelpunkt der Familie Stumpp.

Michael Stumpp kann packend erzählen, wobei für die Schülerinnen und Schüler nicht nur Emil Stumpp interessant ist, der 1940 wegen regimefeindlicher Äußerungen verhaftet wird und ein halbes Jahr später an Unterernährung in der Haft stirbt. Die angehenden Abiturientinnen und Abiturienten nutzen die Gelegenheit den Zeitzeugen selbst, der in der Zeit des Nationalsozialismus in einer sozialdemokratischen Familie aufgewachsen ist und den Einmarsch der Alliierten 1945 als Befreiung empfand, nach seinen Erlebnissen, Gefühlen, Eindrücken und Lebenslehren zu befragen. So kann der Gast von seiner Kindheit und Jugend im NS und der jungen Bundesrepublik berichten. Hier zeigen die jungen Gastgeber besonderes Interesse, schließlich vergleicht man als Zuhörerin oder Zuhörer die eigene Situation sofort mit der des Zeitzeugen.

Am Ende dieser viel zu kurzen Geschichtsdoppelstunde bedankte sich Martin Ludwig im Namen aller Teilnehmer mit einem Glas Honig aus der GGG-Imkerei und Michael Stumpp übergab einen Bildband über seinen Onkel, der in der neuen Wissenschaftlichen Bibliothek seinen Platz finden wird.
(Martin Ludwig)