Schüler lieben Kochen

kuecheDie Schüler und Schülerinnen am Grimmelshausen-Gymnasium in Gelnhausen kochen gerne in ihrer Koch-Werkstatt. Die Schule hat jetzt auch ein Rezeptbuch herausgebracht.

Lesen Sie den ganzen Artikel der Frankfurter Rundschau (Link) – online (Mit freundlicher Genehmigung).

Denis schiebt mit dem Holzlöffel routiniert die weiß-dunkelroten Zwiebelwürfel durch das brutzelnde Fett in der Pfanne. Mit seinen Augen verfolgt der Zwölfjährige den Arbeitsgang konzentriert. Wenn beim Vorbereiten der Zutaten etwas schief läuft, werden die Semmelknödel für die 16 Schüler der Koch AG ziemlich fade schmecken. Seit 2008 wird am Gelnhäuser Grimmelshausen- Gymnasium gebrutzelt und gebacken. „Der Ansturm auf die Koch-Werkstatt ist enorm“, sagt Küchenchefin Ingrid Ström.

Das Klischee vom Schüler als Ernährungsignorant scheint es hier nicht zu geben. „Die Warteliste für den Kurs ist knapp 150 Namen lang“, berichtet Ström. Doch mehr als drei Kochklassen pro Schuljahr seien zeitlich nicht möglich. Damit muss es bei den 36 Mädchen und Jungen der Jahrgangsstufen 5 bis 8 bleiben. Die Koch-Werkstatt, die von den Achtklässlern auch als Wahlunterricht gebucht werden kann, hat sich zum Selbstläufer entwickelt.

„In der 5. Klasse hat ein Freund mitgemacht, der fand den Kurs ganz toll“, erzählt der zwölf Jahre alte Lucas. Sein gleichaltriger Namensvetter hörte ebenfalls von der Begeisterung früherer Teilnehmer, dass die Koch-Werkstatt „cool ist“ und er „wollte es mal ausprobieren“.

Teamfähigkeit wichtig

Der Erfolg ist zweifelsohne auch mit Ingrid Ström verbunden. Seit fünf Jahren gibt die Ernährungs- und Diättherapeutin Kochkurse an der Schule, ohne den Mief von Hauswirtschaftslehre aus der Adenauer-Zeit. Das Zubereiten von Speisen war vielleicht aus diesem Grund am Traditionsgymnasium lange Zeit obsolet. Erst 2008 taucht das Fach Kochen wieder auf. „Kochen findet man gewöhnlich nicht mehr auf dem Lehrplan einer höheren Schule“, bemerkt Schulleiter Friedrich Bell. „Mir ist es aber wichtig, den Jugendlichen eine möglichst große Bandbreite an Kursen mit praktischem Inhalt zu bieten“, so Bell.

Bei den Küchenstunden geht es auch um Ernährungskunde, zuerst gibt es eine halbe Stunde Theorie. Ein anderer positiver Effekt des Kurses besteht für Bell in der Zusammenarbeit: „Dort können sie Soft Skills entwickeln.“

Dazu zählt nicht nur Teamfähigkeit. Auch die weniger angenehmen Dinge wie die Küche putzen oder Spülen werden mit einem Selbstverständnis erledigt.

In der Regel werde nach Rezept gearbeitet, sagt Ingrid Ström. Dabei fließen immer wieder geschmackliche Verbesserungen der Kücheneleven ein. Aus diesen kulinarischen Synergieeffekten ist jetzt ein Kochbuch entstanden, dessen Anleitungen den Geschmack und die Zubereitungskünste junger Leute treffen sollen.

Komplette Menüs lassen sich mit dem mehr als 120 Seiten starken Buch „Kochen macht Schule“ auf den Tisch bringen. Das Werk ist reichlich und appetitanregend bebildert. Alle Mitwirkenden waren ehrenamtlich tätig, denn mit dem Verkaufserlös soll die knapp 60 Jahre alte Lehrküche saniert werden. Der Klassenraum nebenan, den eine Doppeltür von der Küche trennt, soll zu einem Esszimmer umgestaltet werden. Das Geld dafür hat ein Förderverein der Schule bereits zugesagt.

Erhältlich ist „Kochen macht Schule – Das Schüler Kochbuch“ für 12,95 Euro im Gelnhäuser Buchhandel oder bestellbar unter info@ingrid-stroem.de.